Warning to the generations
Die siebenköpfige Familie Obrist wohnte in Kasbach, Gemeinde Eben in Tirol. Durch den Bibelforscher Rainer Johann, der aus beruflichen Gründen mit dem Wagnermeister Josef Obrist zu tun hatte, begann sich die gesamte Familie mit der Bibel zu beschäftigen und die Zusammenkünfte der Bibelforscher in Schwaz zu besuchen. 1935 schlossen sie sich den Bibelforschern an. Daraufhin wurden sie aufgrund ihrer Religion angepöbelt und es wurde zunehmend schwieriger Arbeitsaufträge zu erhalten.
Josef Obrist wurde am 25. Jänner 1939 wegen Wehrdienstverweigerung verhaftet und nach zwei Monaten im Polizeigefängnis Innsbruck zusammen mit Josef Hechenblaikner, Johann Desch, Karl Weiroster ins KZ Dachau überstellt. Seine Häftlingsnummer: 32794
Am 29.9.1939 wurde Josef Obrist in einem großen Transport, in dem sich insgesamt 144 Bibelforscher befanden, aufgrund der vorübergehenden Auflösung des KZ Dachau nach Mauthausen überstellt. Häftlingsnummer: 1999
Der Kommandant von Mauthausen hatte einen Tierpark. Josef Obrist arbeitete dort. Der Kommandant fragte, ob jemand etwas vom Schi-Machen verstehe. Josef Obrist meldete sich und wurde schließlich beauftragt, im leerstehenden Pferdestall eine Werkstatt einzurichten, um Schi zumachen. Josef Hechenblaikner konnte ihm dabei helfen. Dort hatten sie Ruhe, bis der Kommandant keine Schier mehr brauchte. Anschließend mussten sie dann für den Kommandanten in einem ehemaligen Bunker Spielzeug herstellen, das er für Geschenke brauchte.
In Archiven scheint eine Überstellungsliste von Häftlingen vom KZ Mauthausen in das KZ-Außenlager Bretstein in der Obersteiermark auf. Dort werden zusammen mit Obrist 5 weitere Bibelforscher zur Überstellung angeführt. 3 davon sind Österreicher (Hechenblaikner, Linsbauer und Obrist).
Überstellungsliste Konzentrationslager Mauthausen vom 5. Juni 1943: Veränderungsmeldung für den 4. Juni 1943
Abgang: Nach dem Außenkommando Brettstein wurden überstellt:
1. Glamann Konrad, 12.6.1889, Bibelforscher
2. Hechenblaickner Josef, 25.4.1911, Bibelforscher
3. Linsbauer Leopold, 4.10.1905, Bibelforscher
4. Moreno Lopez Miguel, 11.7.1909, Spanier
5. Munoz Rodriguez Manuel, 7.7.1918, Spanier
6. Müller Richard, 5.9.1905, Bibelforscher
7. Obrist Josef, 15.10.1905, Bibelforscher
8. Rampp Konrad, 29.3.1902, Bibelforscher
9. Sanchez Carraso Antonio, 6.2.1919, Spanier
10. Tomas Ortiz Julio, 31.1.1914, Spanier
Josef Obrist wurde schließlich am 5. Mai 1945 in Mauthausen befreit. Als er nach Hause kam, war die Wohnung komplett leer und die gesamten Maschinen waren aus der Werkstätte verschwunden. Offensichtlich wurde nach der Wegführung der Familie Obrist alles gestohlen. Die Familie war vollkommen vermögens- und mittellos. Josef Obrist kam schwer lungenkrank vom KZ zurück nach Tirol und verstarb im Herbst 1946.
Lebensbericht über seine Frau Notburga Obrist
Schicksal der Kinder Obrist
Per Gerichtsbeschluss wurden Josef und Notburga Obrist die Erziehungsberechtigung für alle Kinder im Juli 1939 entzogen mit der Begründung: “Weil Ernste Bibelforscher nach der geltenden Rechtsfassung als ausgesprochene Feinde des nationalen Staates, jedes Anrecht auf die Erziehung ihrer Kinder verwirkt haben und daher in dem vorliegenden Falle die Vorbedingungen für eine Verfügung nach § 177 ABGB gegeben sind.” (Schreiben des Bezirksjugendamtes vom 21.7.1939 an das Amtsgericht Schwaz)
© 2024 Purple Angle Association - All rights reserved