Mahnung an die Generationen
Hirlanda wurde am 10.10.1882 (10.4.1882) in Wolfurt/Bregenz geboren. Sie heiratete 1921 den Bundesbahnangestellten Albert Böhler. Mit 46 Jahren, das war im Jahr 1928, wurde sie eine getaufte Zeugin Jehovas. Damals dürfte sie schon in Innsbruck gewohnt haben.
Bereits im Ständestaat, im Jahr 1936, wurde sie wegen ihrer religiösen Betätigung für 48 Stunden im alten Rathaus inhaftiert, weil sie während ihrer Missionstätigkeit zusammen mit Anna Strobl und Frau Staudinger im Lechtal von der Heimwehr gefasst und zu 48 Stunden Arrest verurteilt wurde. (Erinnerungsbericht Anna Strobl-Tammerl)
Am 22. Februar 1939 wurde sie in Innsbruck von der Gestapo verhaftet und blieb bis Juni im Polizeigefängnis Innsbruck in Haft. Anfang Juni 1939 wurde sie ins Frauen-KZ Ravensbrück überstellt und wurde dort zu Häftlingsnummer 1479.
Ihre Mitgefangene und Glaubensschwester Marianne Defner dokumentiert auf anschauliche Weise, welchen Schikanen die Zeuginnen im Lager bisweilen ausgesetzt waren: „Schwester Böhler war dort der Wachhundezwinger zur Betreuung zugeteilt. Eines Tages haben sich SS-Männer einen üblen Scherz mit ihr erlaubt; sie sagten zu Schwester Böhler, sie müsse sofort zum Lagerkommandanten gehen, der Eingang seines Hauses war durch zwei Bluthunde bewacht; normalerweise konnte kein Mensch hindurch kommen. Die SS-Männer sahen von der Nähe zu, wie es der Bibelforscherin nun ergehen würde, [doch] sie wurden enttäuscht. Schwester Böhler kam ohne Schwierigkeiten vor den Lagerkommandanten. Der schrie Böhler an: ‘Wie kommen sie herein?’ Schwester Böhler erklärte ihm den Sachverhalt. Für die SS-Männer hatte es ein unangenehmes Nachspiel. Sie [hatten] nicht daran [gedacht], dass die Hunde den Geruch ihrer Artgenossen an Schwester Böhler verspüren würden”. (Erinnerungsbericht Felix Defner)
Ein weiterer Bericht ist von Felix Defner festgehalten:
„Einmal kam Himmler zur Inspektion ins Lager Ravensbrück – alles musste antreten, auch unsere Schwestern – Himmler warf seinen Blick auf Schw. Böhler – die wahrscheinlich wegen ihrer zierlichen Gestalt und munteren Wesens ihm besonders auffiel. Von wo sind sie? Weshalb sind sie hier? Was sagt eure Bibel über unsere Siege? Schw. Böhler schaute ihn, wie sie es in ihrer Art gewohnt war, freundlich lächelnd an und sagte mutig. ‚Wir können nur einem den Sieg zuschreiben, Jehova Gott.‘ Himmler schaute sie etwas verdutzt an und sagte: ‚Nun wir werden ja sehen‘ und ging weg. In einer halben Stunde darauf hörte man das Schmerzgebrüll von Häftlingen. Himmler ließ sich die gefürchtete Stockprügelstrafe vorführen. (Erinnerungsbericht Felix Defner)
Hirlanda Böhler wurde am 21. Juni 1945 aus Ravensbrück befreit und kehrte anschließend nach Innsbruck zu ihrem Mann zurück. Sie verstarb mit 75 Jahren am 22.9.1957 in Innsbruck, nur ein paar Monate nach ihrem Mann.
Quellen:
Erinnerungsbericht Felix Defner, Geschichtsarchiv Jehovas Zeugen Deutschland
Sabine Mehrle-Juli: Widerstand und Verfolgung der Zeugen Jehovas während des NS-Regimes in Tirol, Diplomarbeit, Innsbruck 2011, S.444, 445
Am 10. April wird Hirlanda in Wolfurt bei Bregenz geboren. Acht Jahre lang besuchte sie die Volksschule, danach lernte sie, wie man einen Haushalt führt. Mit 39 Jahren heiratete sie den Bundesbahnangestellten Albert Böhler. Mit 46 Jahren begann sie an Jehova zu glauben. Bereits im Ständestaat wurde Hirlanda wegen ihrer Religion verfolgt, wegen Missionierens wurde sie 1936 für 48 Stunden inhaftiert.
Am 22. Februar 1939 nahm sie die Gestapo Innsbruck in Haft. Im Juni wurde sie in das KZ Ravensbrück überstellt und erhielt die Häftlingsnummer 1479. Unter ihren Glaubensschwestern war sie selbst im KZ noch für ihr heiteres Gemüt bekannt. Sie musste den Wachhundezwinger betreuen. Hirlanda blieb bis zur Befreiung in Ravensbrück inhaftiert, danach kehrte sie zu ihrem Mann zurück und war wieder Hausfrau. Im September 1957 verstarb Hirlanda 75-jährig in Innsbruck.
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