Mahnung an die Generationen
Rupert Heider wurde als letztes von 4 Kindern am 16.9.1908 in Anger 71 bei Weiz, in der Steiermark geboren. Seine Eltern, Josef Heider, Taglöhner und Josefa Heider, geb. Kothgasser hatten vier Kinder. Darunter ihr erster Sohn Johann geb. am 27.4.1902. Er kam als Zwilling auf die Welt, sein Bruder wurde laut Taufbuch notgetauft und starb möglicherweise kurz nach der Geburt. Ihr dritter Sohn Franz kam am 26.9.1906 auf die Welt und schließlich wurde 1908 Rupert geboren.
Rupert Heider war Hilfsarbeiter. Er war ledig. Die Adresse aus seinem Eintrag im Taufbuch, das Haus Anger 71, war Wohnhaus, in dem immer finanziell stark bedürftige Menschen wohnten. Rupert wurde dort geboren, war jedoch nie in Anger gemeldet.
Laut der Anzeige des Pfarramtes Puch bei Weiz trat er mit 19.12.1933 aus der katholischen Kirche aus. Wie er mit den Zeugen Jehovas in Kontakt kam, ist unbekannt. Als Rupert selbst Zeuge Jehovas wurde, warf ihn sein Bruder aus dem Haus. Von September 1938 bis 6.2.1940 lebte er in Graz, zuletzt am Karlauergürtel 20a.
Rupert Heider stieß im August 1939 zu der Gruppe rund um Leonhard Resch und Johann Schwarz, beide aus Hirtenfeld, Gemeinde Nestelbach b. Graz und Rupert Hold. (Schwarz und Resch 1) beschäftigten sich seit den 1920er Jahren mit den Lehren der Bibelforschern und halfen auch Rupert Hold beim Kennlernen der Bibel). Rupert Heider taufte im Herbst 1939 Resch und Schwarz in der Nähe von St. Marein am Pickelbach in einem Bach. (Vgl Anklageschrift Sauer, Schwarz vom 6.4.1940).
Rupert Heider kümmerte sich in religiöser Hinsicht auch um das Ehepaar Absenger aus Petersdorf und um deren Schwiegersohn Alois Wagner, der mit seiner Frau und den beiden Kindern in St. Ruprecht wohnte, und taufte diese im Jahr 1939 in der Wohnung einer Zeugin Jehovas, die angeblich in St. Ruprecht wohnte.
Der 32jährige Rupert Heider wurde am 27.2.1940 vom Reichkriegsgericht wegen Zersetzung der Wehrkraft und Eidesverweigerung– was auf seine Wehrdienstverweigerung schließen lässt – angeklagt. Am 18.4.1940 wurde er bereits zum Tode verurteilt. Ein Gnadenerweis wurde am 30.5.1940 von „Führer und Reichskanzler“ abgelehnt. (Vgl. Buch der Urteile)
Am 13.6.1940 wurde Rupert Heider um 10 Uhr in das Zuchthaus Berlin-Plötzensee eingeliefert und dort zwei Tage danach am 15.6.1940 durch Enthauptung hingerichtet.
Im Pfarramt Anger wird Rupert Heider noch als lebend geführt. Am 27.10.1932 wurde ein Rupert Heider mit Geburtsdatum 16.9.1898 (statt 1908, vermutlich Schreibfehler) in Puch 2 angemeldet. Rupert Heider wurde nie in Puch abgemeldet.
STOLPERSTEINVERLEGUNG
Am 7. September 2022 wurde in Graz, Karlauergürtel 24 (jetzt Grundstück Firma LUTZ) zur Erinnerung an sein mutiges Handeln ein Stolperstein verlegt.
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