OBRIST EMMA, ANNA, ERNA, CHARLOTTE, RUTH

  • Emma, geb. 1926
  • Anna, geb. 1928
  • Erna, geb. 1930
  • Charlotte, geb. 1931
  • Ruth, geb. 1935
  • Vater: Josef Obrist, geb. 15. Oktober 1905, gest. 18. November 1946
  • Mutter: Notburga, geb. Told, 28. Jänner 1906, gest. 19. Jänner 1986

 

Die siebenköpfige Familie Obrist wohnte in Kasbach, Gemeinde Eben in Tirol.

Per Gerichtsbeschluss wurden Josef und Notburga Obrist die Erziehungsberechtigung für alle Kinder im Juli 1939 entzogen mit der Begründung: „Weil Ernste Bibelforscher nach der geltenden Rechtsfassung als ausgsprochene Feinde des nationalen Staates, jedes Anrecht auf die Erziehung ihrer Kinder verwirkt haben und daher in dem vorliegenden Fall die Vorbedingungen für eine Verfügung nach § 177 ABGB gegeben sind.“ (Schreiben des Bezirksjugendamtes vom 21.7.1939 an das Amtsgericht Schwaz).

Kinder ins Kloster und ins Erziehungsheim gebracht

Am 5. Mai 1939 wurde die Mutter Notburga Obrist zusammen mit ihren 5 Kindern von der Gestapo abgeholt. Sie saß in dem einen Auto, die Kinder in einem anderen.

Emma wurde den Großeltern zugewiesen. 5. Mai 1939 bis Mai 1945

Anna, Erna und Charlotte wurden in das Kloster in Schwaz gebracht, wo sie ein halbes Jahr verbrachten, dann kamen sie in das Erziehungsheim Kleinvolderberg, wo sie etwa eineinhalb Jahre waren. Erna setzte sich für ihre Schwestern ein, so dass sie nicht zur Kirche gehen mussten. Der Großvater mütterlicherseits suchte schließlich seine Enkelkinder und konnte sie 1941 zu sich nach Hause holen. Schließlich waren bis auf Ruth, die jüngste, alle Mädchen auf dem Bauernhof der Familie Told, den Großeltern, untergebracht. Sie konnten zur Schule gehen und am Nachmittag wurden sie in der Landwirtschaft eingesetzt.

Die erst vierjährige Ruth kam zuerst zum Bauern Josef Schatz im Sellraintal. Die Pflegefamilie Schatz verweigerte schließlich die weitere Aufsicht von Ruth, da sie zur Bettnässerin wurde. „Ruth Obrist wurde, da sie an einem eitrigen Hautausschlag erkrankt ist, in die Hautklinik Innsbruck eingewiesen und anschließend der Familie Wackerle vermittelt.“ (Schreiben des Amts für Volkswohlfhart an das Kreisjugendamt Schwaz vom 16.5.1940).

Pfarrer verspottet Ruth

Vom Jänner 1940 bis 1945 kam Ruth zur etwa 60jährigen, verwitweten Bergbäuerin Anna Wackerle in Innsbruck-Mühlau, von der sie an und für sich gut behandelt wurde. die sich aber wenig um sie kümmerte. Als 6Jährige musste sie dann jeden Tag vom Bergbauernhof allein zur Klosterschule nach Mühlau hinuntergehen, die von geistlichen Schwestern geführt wurde. Der Priester verspottete sie vor allen anderen Kindern als „Bibelforscher-Kind“ und „So schaut eine Heide aus!“. Man zeigte mit dem Finger auf sie. Sie war immer der Sündenbock.

Ruth wurde erst im August 1947 (lt. Schreiben der BH Schwaz vom 23.3.1948) wieder ihrer Mutter übergeben. Ruth kannte ihre Mutter nicht sofort und fürchtete sich auch davor, wieder weg zu müssen. Ihren Vater sah sie nicht mehr, er verstarb im Herbst 1946, da er schwer lungenkrank vom KZ nach Hause zurückkehrte.

Lebensbericht Vater: Josef Obrist

Lebensbericht Mutter: Notburga Obrist

Verein zur Rehabilitierung und Unterstützung von Opfern der NS-Zeit - beschäftigt sich seit 1998 mit der Dokumentation und Aufarbeitung des Schicksals unschuldiger Opfer.

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