Veranstaltungen

Veranstaltungen des Vereins LILA WINKEL oder mit Beteiligung des Vereins

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Helene Delacher besuchte in Leisach bei Lienz die Volksschule und arbeitete bis 1930 bei ihren Eltern in der Landwirtschaft in Osttirol. Im März 1936 lernte sie den Südtiroler Alois Hochrainer kennen, mit dem sie von Dezember 1937 bis Februar 1943 in einem gemeinsamen Haushalt in Innsbruck lebte. Sie gaben einander ein „Treueversprechen“ vor der Versammlung der Zeugen Jehovas. Dies ließe sich aus der Verfolgungssituation heraus erklären, wo es vielleicht nicht möglich war, auf dem Standesamt zu erscheinen, ohne eine sofortige Verhaftung zu provozieren.

Helene und Alois wurden mit 10 weiteren Zeugen Jehovas aus Innsbruck am 13.6.1940 verhaftet und angeklagt „zwischen Herbst 1938 und April 1940 teils in Innsbruck, teils in Schwaz an einer wehrfeindlichen Verbindung teilgenommen und sie unterstützt zu haben“ (Anklageschrift vom 17.8.1940). Helene wurde zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt und Alois zu 10 Monaten, die er zum Großteil im Strafgefängnis München Stadelheim verbüßte. Nach seiner Haft erhielt er keine Aufenthaltsgenehmigung in Österreich, und so musste er 1942 nach Südtirol zurückkehren.

Am 14.6.1943 vereinbarte sie ein Treffen mit Alois Hochrainer bei der St. Weinberalm, in nächster Nähe der deutsch-italienischen Grenze. An ihrem ängstlichen Gehabe fiel sie allerdings den Grenzpolizisten auf. Helene wurde in die Haftanstalt nach Innsbruck gebracht und von dort aus in das Zuchthaus Berlin-Plötzensee, wo sie am 12. November 1943 enthauptet wurde.

Lebensbericht: Helene Delacher

 

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"A dicke Nudel bischt scho" - Widerstand an der Grenze. Jehovas ZeugInnen in Vorarlberg während des Nationalsozialismus

Vorträge und Publikumsdiskussion

Zeit: Freitag, 10. November 2023, Ort: Theater am Saumarkt, Mühletorplatz 1, 6800 Feldkirch

Veranstaltung von erinnern.at in Kooperation mit Verein LILA Winkel, Johann-August-Malin-Gesellschaft, Theater am Saumarkt

Lina Grabherr aus Dornbirn ging gerade über die Grenze, als ihr einmal ein Zöllner nachrief: "A dicke Nudel bischt scho", worauf sie zurückgab: "Mir isch des wurscht". Niemandem fiel auf, dass sie an ihrem vollschlanken Körper "Wachtturm"-Ausgaben trug.

 

Ausstellungsort: WerkStattMuseum, Südbahngürtel 24, 9020 Klagenfurt

Voranmeldung für Gruppen erbeten: 0650 400 6373

Ausstellungsbetreuung und kostenfreie Begleitung jeden Donnerstag im August, von 14 bis 19 Uhr

Finissage: Donnerstag, 24.8.2023, 19 Uhr

Die Ausstellung erzählt die Geschichte von Jehovas Zeugen (Bibelforschern) aus Kärnten und anderen Teilen Österreichs. Sie verweigerten aus ihrem Glauben heraus den Hitlergruß, die Arbeit in der Rüstungsfabrik und den Wehrdienst. Aufgrund ihres geschlossenen Widerstands wurden Frauen und Männer in Konzentrationslager verschleppt und hingerichtet. Kinder kamen in Umerziehungsheime oder wurden bei nationalsozialistischen Familien zwangsuntergebracht.

Nachdem die Ausstellung sechs Wochen in der Pädagogischen Hochschule in Klagenfurt zu sehen war, ist sie nun weitergewandert in das WerkStattMuseum. (Text Debora Koren)

Programm Finissage: Die Opfer mit dem LILA WINKEL - Eine Geschichtee über Resilienz und Widerstand

Moderation: Gerti Malle

Begrüßuntsworte: Sissi Rausch /WerkStattMuseum

Rückblick und Entstehungsgeschichte: Charly Biber

Stimme der Jugend: Paolo Tomasch, Annika Tomasch, Tamara Joainig

Gespräch mit der "Zweitzeugin": Judith Ribic

https://www.meinbezirk.at/klagenfurt/c-regionauten-community/die-opfer-mit-dem-lila-winkel-eine-geschichte-ueber-resilienz-und-widerstand_a6238875#gallery=null

 

 

In Archiven scheint eine Überstellungsliste von Häftlingen vom KZ Mauthausen in das KZ-Außenlager Bretstein in der Obersteiermark auf. Dort werden sechs Bibelforscher zur Überstellung angeführt. 3 davon sind Österreicher (Hechenblaikner, Linsbauer und Obrist).
Überstellungsliste Konzentrationslager Mauthausen vom 5. Juni 1943: Veränderungsmeldung für den 4. Juni 1943

Abgang: Nach dem Außenkommando Bretstein wurden überstellt:
Glamann Konrad, 12.6.1889, Bibelforscher
Hechenblaickner Josef, 25.4.1911, Bibelforscher
Linsbauer Leopold, 4.10.1905, Bibelforscher
Müller Richard, 5.9.1905, Bibelforscher
Obrist Josef, 15.10.1905, Bibelforscher
Rampp Konrad, 29.3.1902, Bibelforscher

 

8. Mai 2023, 8181 St. Ruprecht an der Raab, Untere Hauptstraße 24

Es hat mehr als 20 Jahre gedauert, bis Gedenken in St. Ruprecht an der Raab Realität wurde. Nach vielen Widerständen wurde am 8. Mai 2023 ein Stolperstein verlegt.

Am 22. August 2013 recherchierten Mitarbeiter vom Verein Lila Winkel in St. Ruprecht an der Raab über Alois Wagner, der bis zu seiner Verhaftung während des NS-Regimes in diesem oststeirischen Ort wohnte. Ein junger St. Ruprechter sagte zu einer Mitarbeiterin vom Lila Winkel: „Bald werden die letzten Zeitzeugen gestorben sein. Es wäre schade, wenn sich niemand mehr an den Mut dieses Mannes erinnern würde.“

Programm der Veranstaltung:

Eröffnung: Mag. Daniela Grabe, Verein für Gedenkkultur Graz

Gedenken in St. Ruprecht: Bürgermeister DI Franz Nöhrer

Gut Ding braucht Vertrauen: Vizebürgermeister Thomas Matzer

Der Glaube hinter dem Namen: Ing. Bernd Gsell, Verein Lila Winkel

"(Politisch) Unzuverlässig?": Direktorin der MS Andrea Köstenbauer

Szenenbild der Verhaftung: 4a-Klasse der MS, Angelika Zehetner

Musikalische Untermalung: Konstantin Matzer

 

Alois Wagner wurde am 7. Juni 1907 in Eidexberg/St. Ruprecht/Raab in der Steiermark geboren. Er wuchs in Petersdorf auf und besuchte die Schule in St. Marein. Später war er Sägemeister in Fladnitz bei St. Ruprecht. Am 5. Nov. 1933 heiratete er Maria Absenger aus Petersdorf. Sie bekamen 2 Kinder, Alois und Hilda. Der Vater, Franz Wagner, nahm 1937 von Bibelforschern verschiedene Bücher entgegen. 1939 schloss sich auch Alois den Bibelforschern an.

Weil er der Einberufung nicht Folge leistete, wurde er in das Zuchthaus Berlin-Brandenburg gebracht. Er wurde vor Gericht gestellt. Am 18. 9. 1940 wurde das Urteil verkündet: „Todesstrafe wegen Zersetzung der Wehrkraft“.

"ERINNERUNG" bei der Gedenktafel der Zeugen Jehovas, MAUTHAUSEN, 7. Mai 2023

Die Gedenkfeier 2023 in Mauthausen stand unter dem Motto “Zivilcourage”.
Als sich nahezu alle auf die Seite Hitlers schlugen, hatten die Zeugen Jehovas unter dem NS-Regime den Mut und zeigten Zivilcourage ihrem Glauben zu folgen und sich für die Lehren des Christus zur Gewaltlosigkeit einzusetzen.

Sie nahmen Ausgrenzung und Verfolgung, Misshandlung und Strafen, Konzentrationslager und sogar den Tod auf sich. Niemals wären sie Hitler gefolgt. Ihr unerschütterlicher Glaube wurde durch Taten offenbar. Anlässlich der Gedenkfeier in Mauthausen wurden ab 11 Uhr bei der Gedenktafel der Zeugen Jehovas Lebensberichte von Menschen vorgelesen, die besondere Zivilcourage gezeigt haben.

Häftling Nr. 1935

Ernst Reiter, geboren 11.4.1915, lebte in Graz, Österreich

verweigerte den Wehrdienst, kam in das KZ Flossenbürg bis zum Kriegsende, starb am 25.4.2006

Seine beiden Töchter Ingrid und Judith waren bei dieser Feier anwesend, als eine Gedenktafel für die Opfer unter den Zeugen Jehovas im Tal des Todes in Flossenbürg enthüllt wurde.

Erst 25 Jahre nach seinen Erlebnissen im Konzentrationslager Flossenbürg begann Ernst Reiter intensiv zu berichten. Es war für ihn nicht leicht, denn beim Erzählen durchlebte er die Qualen noch einmal. Man kann Emotionen nicht ausschalten, man spürt das Erlebte, hört die Schreie der Gefangenen, hört das Gebrüll der SS, der Kapos, nimmt den Geruch von verbranntem Fleisch wahr, empfindet die abgrundtiefe Unmenschlichkeit und Ungerechtigkeit. 

Natürlich verschwimmen Erinnerungen im Alter, was Details wie Daten, Zahlen und Namen  anbelangt. Zuerst will niemand etwas darüber hören und dann endlich ist Interesse an seiner Geschichte vorhanden, aber leider kann man nicht mehr nachfragen.

Diese Biografie entstand aus einem Holocaust-Video-Dokument, einem Shoah-Interview,  persönlichen Gesprächen, schriftlichen Aufzeichnungen von Ernst Reiter sowie Erlebnissen und Erinnerungen seiner Töchter, um zu zeigen, dass es möglich war, die unendliche Kraft aufzubringen, den Glauben zu bewahren und sich einem nationalsozialistischen Regime entgegenzustellen.

Buch: Häftling Nr. 1935 Ich lebe noch! Erschienen Verein LILA WINKEL Hrsg. www.lilawinkel.at

Stolpersteinverlegung für Rupertus Heider, Mittwoch, 7. September 2022, Graz, Karlauergürtel vor dem Haupteingang Firma Lutz

Rupert (Rupertus) Heider wurde am 16. September 1908 in Anger 71 bei Weiz, Steiermark, geboren.
Gestorben: hingerichtet (geköpft) am 15. Juni 1940 in Berlin-Plötzensee
Vater: Heider Josef
Mutter: Heider Josefa, geb. Kothgasser
Geschwister: Johann Heider, geb. 27.4.1902, Franz Heider, geb. 26.9.1906

Vermerk auf der Geburtsurkunde: Aus der kath. Kirche ausgetreten lt. Anzeige des Pfarramtes Puch 19.12.1933. Wie er mit den Bibelforschern in Kontakt kam ist unbekannt. Als Rupertus Bibelforscher wurde, warf ihn sein Bruder aus dem Haus.

Erinnern darf nie enden. Die standhafte Haltung der Zeugen Jehovas gegenüber dem totalitären NS-Regime gründete sich auf christlich-ethische Wertmaßstäbe und soll die heutige Generation veranlassen, über wesentliche Fragen nachzudenken, bei denen es um Toleranz, persönliche Verantwortung sowie Achtung vor dem menschlichen Leben und der Stimme des Gewissens geht.

Grußworte: Stefan Stradner, Obmann, Verein KZ-Nebenlager Bretstein
Zum Thema: Grete Gruber, Verein KZ-Nebenlager Bretstein
Grußworte: Johann Madl, Verein Lila Winkel
Gedenkrede: Peter Faßhuber, Regisseur

Zum Bericht auf meinbezirk.at

JOHANN MADL, Verein LILA WINKEL

Als Hitler im Jahr 1933 an die Macht kam, wurden Jehovas Zeugen sofort verboten und ihre Gebäude beschlagnahmt. Schon allein wegen des deutschen Grußes kam es sehr bald zu einer Konfrontation. Heil Hitler bedeutet ja, Rettung kommt von Hitler, und so konnten die Brüder (Anm: Zeugen Jehovas) nicht grüßen, denn das Heil kommt nicht von einem Menschen sondern von Jesus und so wurden Schüler der Schule verwiesen und Arbeiter veloren ihre Arbeit und Unterstützung und bald wurden Hunderte Kinder den Eltern weggenommen.

… In Russland war es ähnlich. Es wurden ja Gesetze gegen den Terrorismus und Extremismus beschlossen und ab 2014 wurden diese Gesetze auf Jehovas Zeugen angewendet. Literatur, einschließlich der Bibel, wurde verboten. Versammlungsstätten gestürmt, bis schließlich im Jahr 2017 Jehovas Zeugen endgültig verboten wurden.

… Viele Zeugen Jehovas sind lieber gestorben, als in den Krieg zu ziehen und die ca. 300.000 Zeugen in Russland und der Ukraine folgen diesem Weg und werden daher nie gegeneinander kämpfen.

… Ist dieser Weg der Gewaltlosigkeit erfolgreich?

WENN NUR EINER ODER EINE ETWAS DARAUS LERNT UND SEINEM EIGENEN GEWISSEN GEHORCHT UND NICHT BLIND DER MASSE FOLGT, WAREN SIE NICHT UMSONST, WAREN SIE EIN ERFOLG.

Gedenkrede: PETER FASSHUBER, Regisseur

Eine viertel Million Menschen sterben Jahr für Jahr, d.h. jedes Jahr wird bei kriegerischen Handlungen eine Stadt, fast in der Größe von Graz, ausgelöscht. Und deshalb möchte ich heute an dieser Stelle, ein flammendes Plädoyer für den Frieden und ein ebensolches gegen den Krieg und gegen Waffen halten. …

Emmanuel Kant sagte einst sinngemäß: „Kriege dienen dazu aus guten Menschen, schlechte zu machen.“

Kriege kennen keine Sieger nur Verlierer. Und deswegen, Kriege müssen beendet und nicht fortgeführt werden.

Reden statt schießen.
Verhandeln statt Eskalation.
Verhandeln und Reden ohne Ende – ohne Vorbedingungen.
Waffen sind kein Mittel, um diese Welt einen Deut besser zu machen. …

Wir befinden uns im 21. Jahrhundert und wieder und immer noch herrschen Kriege. Wieder und immer noch kommt es zu Aufständen, zu Unruhen. … Der US-Investment-Banker Warren Buffet sagte dazu einmal lässig: „Es herrscht Klassenkampf und meine Klasse, die der Superreichen, gewinnt!“

Ich bedanke mich dafür, dass Sie mir zugehört haben und wünsche Ihnen und uns eine friedvolle Zukunft, schon im Sinne unserer Kinder und Enkelkinder, denn wie sagte einst Michail Gorbatschow: „An den Frieden denken, heißt, an die Kinder denken.“

Ort: BG/BRG Villach, St. Martinerstraße 7, 9500 Villach

Rahmenprogramm zur Wanderausstellung “Lebendige Geschichte”

Einleitende Worte: Dr. Gerti Malle
Begrüßungsworte: Dir. Roswitha Errath
Stimme der Jugend: Lesung von SchülerInnen der 4. Klasse, Luise Ludescher, Maria Rajkovic, Vinanz Wetschnig
Musik
Gedenkrede: Peter Stocker, Zeitzeuge der 2. Generation
22 Familienmitglieder der Familie Wohlfahrt wurden im Nationalsozialismus verfolgt, weil sie nicht „Heil Hitler“ grüßten und den Wehrdienst verweigerten. Sieben wurden hingerichtet, sieben waren in Gestapogefängnissen oder KZ-Lagern und sieben Kinder wurden den Eltern weggenommen und zur Umerziehung gebracht.
Siehe Opferliste Wohlfahrt
Peter Stocker, begann mit dem Schuljahr 2019/20 als Zeitzeuge der 2. Generation die tragische Geschichte seiner Familie zu erzählen. Er ist der Sohn von Anna Wohlfahrt (verheiratete Stocker). Sein Großvater war Gregor Wohlfahrt sen. Sein Onkel Franz Wohlfahrt überlebte mehr als 4 Jahre das Strafgefangenenlager Rollwald. Peter Stocker erzählt auch, wie seine Mutter sowie sein Onkel Franz, trotz der schweren Zeit immer eine positive Lebenseinstellung bewahrten und dass man trotz negativen Erlebnissen, Ausgrenzung und Diskriminierung ein positives Leben führen kann.

11 Uhr Gedenken bei der Gedenktafel “Jehovas Zeugen”
Etwa 450 Zeugen Jehovas aus ganz Europa waren im KZ Mauthausen und seinen Nebenlagern interniert. Mauthausen war das einzige Lager der Stufe III im deutschen Reich. In einem Erlass Reinhard Heydrichs vom 1.1.1941 hieß es, Mauthausen sei besonders “für schwerbelastete, unverbesserliche und auch gleichzeitig kriminell vorbestrafte und asoziale, das heißt kaum noch erziehbare Schutzhäftlinge” heranzuziehen. Die Überstellung der Zeug*Innen Jehovas nach Mauthausen hatte die Vernichtung und Brechung des Einzelnen durch Arbeit zum Ziel.

STOLPERSTEINVERLEGUNG am 23. Oktober 2021 in Graz, Grüne Gasse 43
in Zusammenarbeit mit Gunther Demnig und dem Verein für Gedenkkultur in Graz, Obfrau Mag. Daniela Grabe

Johanna Schunko wurde 1868 geboren. Im Jahr 1932 besuchte sie mit ihrer Tochter Maria erstmalig Vorträge der Bibelforscher. In ihrer Wohnung fanden ab 1935 immer wieder religiöse Treffen statt, um in der Bibel zu lesen. Im November 1939 wurde die bereits 71jährige Johanna Schunko mit ihrer Ziehtochter Olga verhaftet. Sie wurden schon längere Zeit beobachtet und schließlich wegen ihrer Bibeltreffen angezeigt. Lebensbericht Johanna Schunko

Olga Siak, verehel. Haring, wurde 1906 geboren. Nach einer sehr schweren Kindheit – Mutter und Vater starben bevor Olga 12 Jahre alt war. Die Jahre danach waren geprägt von viel Arbeit und wenig Liebe. Dann lernte sie Johanna Schunko kennen und zog 1934 zu ihr. Lebensbericht Olga Siak Haring

Gemeinsam forschten sie in der Bibel und nahmen für ihren Glauben Verhaftung und Gefängnis auf sich.

Auf einer Überstellungsliste von Häftlingen vom 5. Juni 1943 vom KZ Mauthausen in dieses KZ-Außenlager Bretstein werden 10 Personen namentlich angeführt:
4 Spanier und 6 Bibelforscher, davon 3 Deutsche und 3 Österreicher.

Einer von ihnen war der am 15. Oktober 1905 in Stans in Tirol geborene Josef Obrist, verheiratet und Vater von fünf Kindern.
Josef Obrist und seine Familie schlossen sich 1935 den Bibelforschern an. Daraufhin wurden sie wegen ihrer Religion angepöbelt und es wurde zunehmend schwieriger für ihn Arbeitsaufträge als Wagnermeister zu erhalten.
Am 25. Jänner 1939 wurde Josef Obrist wegen Wehrdienstverweigerung verhaftet und nach zwei Monaten im Polizeigefängnis Innsbruck in das KZ Dachau überstellt.
Per Gerichtsbeschluss wurden Josef und Notburga Obrist die Erziehungsberechtigung für alle Kinder im Juli 1939 mit der Begründung entzogen: “Weil Ernste Bibelforscher nach der geltenden Rechtsfassung als ausgesprochene Feinde des nationalen Staates, jedes Anrecht auf die Erziehung ihrer Kinder verwirkt haben.“
Mutter Notburg Obrist kam in das KZ Ravensbrück
Am 29.9.1939 wurde Josef Obrist in einem großen Transport, in dem sich insgesamt 144 Bibelforscher befanden, aufgrund der vorübergehenden Auflösung des KZs Dachau nach Mauthausen gebracht.

Er wurde schließlich am 5. Mai 1945 in Mauthausen befreit. Er kam schwer lungenkrank vom KZ zurück nach Tirol und verstarb bereits im Herbst 1946 an den Folgen der schweren Haftbedingungen.
Lebensbericht: Josef Obrist www.lilawinkel.at/obrist-josef/
Lebensbericht: Notburga Obrist www.lilawinkel.at/obrist-notburga/
Lebensbericht: Kinder www.lilawinkel.at/obrist-kinder/

STOLPERSTEINVERLEGUNG IN GRAZ – 22. Oktober 2020, 19 Uhr, Graz-Eggenberg Baiernstraße 14

Franz Korb, geb. 1900, wurde am 11.2.1938 in Graz verhaftet. Nach Monaten im Gefängnis erfolgte die Anklage am 25.10.1939. Er gehört damit zu den ersten Zeugen Jehovas, die wegen Wehrdienstverweigerung unmittelbar nach Kriegsbeginn angeklagt wurden. Nach seiner Überstellung nach Berlin wurde er am 6.12.1939 vom Reichskriegsgericht wegen Eidesverweigerung zum Tode verurteilt und am 10.1.1940 in das Zuchthaus Berlin-Plötzensee eingeliefert, wo am 19.1.1940 die Hinrichtung durch Enthauptung erfolgte.

In Erinnerung an seinen mutigen Glauben wurde bei seinem letzten Wohnort ein Stolperstein verlegt.

ERINNERUNG – VERANTWORTUNG FÜR GENERATIONEN

Datum: 6. Dezember 2019

Ort: Fremdenverkehrsamt Töschling 21 in Techelsberg, Kärnten

Gedenkveranstaltung an die wegen ihres Glaubens in Berlin Plötzensee hingerichteten Zeugen Jehovas

Grußworte: Bürgermeister Johann Koban
Es war ein historischer Moment, als im Mai 2017 die Gedenktafel hier in der Gemeinde errichtet wurde. Heute gedenken wir wieder der hingerichteten Zeugen Jehovas, die eigentlich nichts anderes gemacht haben, als an ihren Glauben geglaubt haben.

Ansprache: “Praktizierendes Christentum selbst angesichts des Todes: Zeugen Jehovas in der NS-Zeit”
Mag. Dr. Josef Schneeweiß, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
In allen Geschichtsbüchern ist zurecht von der Verfolgung und Vernichtung von Millionen Juden in der NS-Zeit zu lesen. In wenigen von der Verfolgung und Ermordung der Zeugen Jehovas. Wieso das? Weil sie eine Minderheit waren? Weil ihre Geschichte lange im Vervorgenen blieb, auch aufgrund von eigenen Versäumnissen? Das hat sich schließlich in den 90er Jahren geändert. Es traten immer mehr Zeitzeugen an die Öffentlichkeit, wie z.B. Franz Wohlfahrt von hier, Hermine Liska, gebürtig vom Görtschitztal, Leopold Engleitner von Salzburg usw. …
Sie waren eine kleine Minderheit aber ein großes Ärgernis für das NS-System, wegen ihrer Weigerung Kriegsdienst zu leisten.

Stimmen der Jugend: Schülerinnen und Schüler erinnern, Leitung: Mag. Dr. Gerti Malle, Kulturwissenschaftlerin

Lesung: Wolfgang Biró

Opfer: Johann Stossier, Anton Uran, Gregor Wohlfahrt sen., Gregor Wohnfahrt jun. und Willibald Wohlfahrt.
Lebensberichte lesen: Namen anklicken

Bericht aus: ORF.at kaernten.ORF.at 5.12.2019

Schicksal der Zeugen Jehovas in der NS-Zeit

Religion

Juden mussten in der NS-Zeit gelbe Sterne stragen, Zeugen Jehovas einen violetten Winkel, ein Dreieck. Ihre Verfolgung war bisher nicht gut erforscht, deswegen bemüht sich das Rechercheteam Lila Winkel, sich einen Überblick über die Lage in Kärnten zu verschaffen.

Seit zehn Jahren sind ie Zeugen Jehovas in Österreich als Glaubensgemeinschaft staatlich anerkannt und haben derzeit 26.000 Mitglieder. In den 1930er Jahren waren sie mit rund 500 Frauen und Männern nur eine verschwindend kleine Gruppe, sagte Peter Stocker vom Verein Lila Winkel. Dennoch wurden sie von der ersten Stunde an verfolgt. “Um das zu unterbinden, dass es noch  mehr Wehrdienstverweigerer geben könnte und dass der Gedanke des nicht Kämpfens um sich greift.”

Die Vorfahren von Peter Stocker am Techelsberg wurden hingerichtewt oder kamen in Umerziehungslager. Sie weigerten sich aus Glaubensüberzeugung, eine Waffe in die Hand zu nehmen oder den Krieg zu untertützen. “Wehrkraftzersetzung war der Titel der Nationalsozialisten, wenn sich jemand geweigert hat, im Heer zu dienen.”

Müttern Kinder weggenommen

In den Konzentrationslagern wurden den Zeugen Jehovas, den Bibelforschern, wie sie damals genannt wurden, ein lilafarbenes Dreieck als Erkennungsmerkmal angeheftet. Davon leitet sich auch der Vereinsame Lila Winkel ab. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit der Dokumentation und Aufarbeitung des Schicksals unschuldiger Opfer.

Gemeinsam mit Wissenschaftlern und Histerikern wurden Lebensberichte verfasst, so der Germanist Josef Schneeweiß: “Es gab ca. 100 Zeugen Jehovas in Kärnten, die Opfer des NS-Systems wurden, sie litten in Kärntner Gefängnissen an Hunger und Krankheiten. Müttern wurden die Kinder genommen und in NS-Erziehungslager gesteckt.” Die ersten Hinrichtungen von Zeugen Jehovas erfolgten in der ersten Dezemberwoche des Jahres 1939. 80 Jahre später findet am Freitag, dem 6. Dezember, in der Gemeinde Techelsberg eine Gedenkveranstaltung statt.

Nur sechs überlebten

In Techelsberg lebten damals rund 26 Zeugen Jehovas, acht wurden hingerichtet, sieben enthauptet und einer starb in der Gaskammer. Sechs Personen starben in Konzentrationslagern sowie Gestapogefängnissen, eine weitere starb unmittelbar nach dem Krieg an Typhus. Nur sechs jener Zeugen Jehovas überlebten die Arbeits- und Konzentrationsalger laut dem Nationalfonds Österreich für Opfer des Nationasozialismus. 2017 wurde eine Gedenktafel für die Opfer errichtet. red, kaernten.ORF.at

STOLPERSTEINVERLEGUNG am 20. September 2019 um 17 Uhr in Graz, Triesterstraße 85
in Zusammenarbeit mit Gunther Demnig und dem Verein für Gedenkkultur in Graz, Obfrau Mag. Daniela Grabe

Rudolf Hart wurde am 4. Jänner 1913 in Graz geboren und wohnte in der Triesterstraße 85 in der elterlichen Wohnung.
Im Jahr 1932 trat er aus der katholischen Kirch aus und schloss sich den “Bibelforschern” an. Am 8.12.1939 wurde er verhaftet. Nachdem er 3 Monate im Landesgericht Graz verbracht hatte wurde er am 29.2.1940 in das KZ Sachsenhausen überstellt. Seine Häftlingsnummer war 20476.
Er verstarb am 24.9.1942 in diesem KZ.

Termin: Samstag, 15. Juni 2019 um 11 Uhr
Gedenkrede für die Opfergruppe: Johann Madl

Die Glaubensgemeinschaft gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus.
Das konsequente Leben christlicher Werte machte Jehovas Zeugen zu Widerständlern des NS-Regime, das absoluten Gehorsam forderte.

o Jehovas Zeugen waren Wehrdienstverweigerer
o sie grüßten nicht mit Heil Hitler
o sie verbreiteten illegal Schriften – wie den Wachtturm – der die Gräuel der Nazi gegen sie und auch gegen Juden bloßstellte
o sie verweigerten die Mitarbeit in der Kriegsindustrie
o Zeugen Jehovas waren 1939 die ersten, die wegen Wehrdienstverweigerung hingerichtet wurden

An einem Gedenktag, wie dem heutigen, denkt man an den christlichen Bekennermut dieser Menschen. Doch ganz langsam und schleichend bemerkt man, dass der Umgang mit Minderheiten wieder rauer wird. Das konsequente Leben und Bekennen zu christlichen Werten ist nicht mehr opportun.
Es erfordert immer mehr Mut das zu tun, nicht nur für Zeugen Jehovas, sondern für jeden Menschen. Darum ist das Beispiel der Zeugen Jehovas, die sich damals gegen das NS-System stellten, ein Ansporn und eine Verpflichtung einen friedlichen Weg zu gehen.

Jehovas Zeugen waren in diesem Lager Opfer einer menschenverachtenden Terrorherrschaft. Sie litten und starben für ihre tiefe christliche Überzeugung. Der Bibelspruch “Für alles bin ich stark, durch den, der mir Kraft verleiht” war ihr Leitmotiv und gab ihnen die Stärke ihren Glauben zu bewahren.

Das KZ Bretstein bestand von Juni 1941 bis 25. Juni 1943 als Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen. Insgesamt überstellte die SS mindestens 170 vorwiegend spanische und deutsche Häftlinge nach Bretstein. Das KZ-Nebenlager Bretstein war als “Versuchsanstalt für Ernährung” gegründet worden. Ab Juni 1941 wurden dort mindestens 170 Häftlinge interniert. In der Hauptsache waren spanische Widerstandskämpfer interniert aber auch deutsche und österreichische Zeugen Jehovas. Gemäß Berichten wurden diese im Steinbruch eingesetzt und für den Straßenbau herangezogen.

In Archiven scheint eine Überstellungsliste von Häftlingen vom KZ Mauthausen in das KZ-Außenlager Bretstein in der Obersteiermark auf. Dort werden sechs Bibelforscher zur Überstellung angeführt. 3 davon sind Österreicher (Hechenblaikner, Linsbauer und Obrist).
Überstellungsliste Konzentrationslager Mauthausen vom 5. Juni 1943: Veränderungsmeldung für den 4. Juni 1943

Abgang: Nach dem Außenkommando Bretstein wurden überstellt:
Glamann Konrad, 12.6.1889, Bibelforscher
Hechenblaickner Josef, 25.4.1911, Bibelforscher
Linsbauer Leopold, 4.10.1905, Bibelforscher
Müller Richard, 5.9.1905, Bibelforscher
Obrist Josef, 15.10.1905, Bibelforscher
Rampp Konrad, 29.3.1902, Bibelforscher

Das Thema der diesjährigen Gedenk- und Befreiungsfeier in Mauthausen lautete: “Flucht und Heimat”
Zeugen Jehovas gehörten in den Konzentrationslagern zu den ersten Häftlingen und erhielten ab 1937 aufgrund ihrer großen Anzahl als einzige religiöse Gruppe eine eigene Kennzeichnung – den lila Winkel. Bis 1942 wurden sie besonders unbarmherzig behandelt. Wenn sie in ein Konzentrationslager eingeliefert wurden, kamen sie zuerst prinzipiell in die Strafkompanie und wurden von den anderen Häftlingen isoliert. Auch in Mauthausen stellten sie eine große Gruppe. Nach bisherigem Forschungsstand gab es im Stammlager und in den Nebenlagern etwa 450 Zeugen Jehovas, von denen der Großteil aus Deutschland und Österreich stammte. Die polnischen Bibelforscher bildeten die zweitgrößte Gruppe in dieser Häftlingsgemeinschaft. Von den 450 inhaftierten Zeugen Jehovas starben hier 140 Personen.

Jugendliche lasen bei dieser Veranstaltung Biografien von 13 Opfern vor.
nachlesen … (Namen anklicken)
Desch Franz
Eder Valentin
Kleissle Wilhelm (Deutscher), (in Mauthausen umgekommen)
Kraft August (in Mauthausen umgekommen)
Linsbauer Leopold
Mattischek Hubert
Moser Alois
Obrist Josef
Otrebski Jan (Pole)
Pötzinger Martin (Deutscher)
Rothauer Franz (in Mauthausen umgekommen)
Spiessberger Anton (wahrscheinlich in Hartheim vergast)
Unterbrunner Franz (in Mauthausen umgekommen)

STOLPERSTEINVERLEGUNG am 27. September 2017 in 8020 Graz, Weißenkircherstraße 35

in Zusammenarbeit mit Gunther Demnig und dem Verein für Gedenkkultur in Graz, Obfrau Daniela Grabe

Am 1. Juni 1938 wurde Eduard Wohinz nachweislich als der erste Zeuge Jehovas aus der Grazer Gruppe von der Gestapo verhaftet. Er wurde nach Wien überstellt und im Februar 1939 in das KZ Dachau eingeliefert.
Im September 1939 überstellte man ihn nach Mauthausen, kam jedoch im Februar 1940 wieder zurück nach Dachau, weil er die schwere Arbeit im Steinbruch nicht mehr verrichten konnte. Zwei weitere Jahre hielt er in Dachau durch. Dann erfolgte seine Überstellung in das angebliche “Erholungslager” Hartheim in Oberösterreich. Dort wurde er wahrscheinlich unmittelbar nach dem Eintreffen vergast.

Lebensbericht: Eduard Wohinz

Internationale Gedenkveranstaltung in Erinnerung an das Loibl KZ Nord am ehemaligen Appellplatz
Samstag, 10. Juni 2017

Leitung: Prof. Peter Gstettner, Obmann Mauthausen Komitee Kärnten/Koroska
Im September 1942 setzte Friedrich Rainer, der Gauleiter von Kärnten, den Bau eines neuen Loiblüberganges durch, dessen Kernstück ein neuer Tunnel sein sollte: 1570 m lang in 1068 m Seehöhe unter dem Gebirgskamm. Ab März 1943 arbeiteten rund 1.600 Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen am neuen Tunnel.

Das KZ Loibl bestand aus dem Loiblpass-Südlager bei Sankt Anna unter dem Loibl (Sveta Ana pod Ljubeljem) sowie ab Sommer 1943 dem Loiblpass-Nordlager unmittelbar hinter der Grenze im Gemeindegebiet von Windisch Bleiberg. 40 Menschen sind dabei an den Folgen der harten Arbeit und am ständigen Steinschlag verstorben.

Gedenkrede: Alois Hotschnig, österr. Schriftsteller
“Alle 15 m standen SS-Leute. Wer von den Häftlingen eine “gedachte Linie” überschritt, wurde erschossen. Häftlingen wurde am Rücken ein roter Fleck aufgemalt, was das Zeichen dafür war “dieser Häftling darf am Abend nicht lebend ins Lager zurückkommen”. Tote ließ man zur Abschreckung am Wegrand liegen.”

Gedenkrede: Landeshauptmann Peter Kaiser
“Bewirkt Gedenkkultur Veränderungen? Ja, wir müssen Schlussfolgerungen für die Zukunft ziehen.”

Zeitzeugin: Hermine Liska
“Gerade in unserer Zeit werden Menschen wieder an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Sie werden aus rassischen, sozialen, religiösen, politischen oder weltanschaulichen Gründen ausgegrenzt. Ich habe das alles selbst erlebt. Ein Schüler schrieb einmal in mein Gästebuch: “Die Welt würde anders aussehen, wenn es mehr Menschen wie Sie gäbe.” Ich würde mich sehr freuen, wenn ich einen Anteil an der Schaffung einer gerechteren und besseren Welt haben dürfte.”

Töschling 21, Fremdenverkehrsamt (bei der Auffahrt zum Techelsberg), 9210 Techelsberg am Wörthersee

Abendveranstaltung im Congress Center Wörthersee, Hauptstraße 203, 9210 Pörtschach am Wörthersee

Auf dem Kriegerdenkmal der Gemeinde Techelsberg am Wörthersee befinden sich die Namen von fünf Männern:
Anton Uran, Johann Stossier, Gregor Wohlfahrt sen., Gregor Wohnfahrt jun. und Willibald Wohlfahrt.

(Lebensberichte lesen: Namen anklicken)

Die fünf Männer werden auf dem Kriegerdenkmal als „vermisst“ bezeichnet. Die Geschichte dieser vermeintlich “Vermissten” liegt durchaus nicht im Unklaren sondern ist historisch belegt. Alle Fünf waren als Zeugen Jehovas Opfer des Nationalsozialismus. Gemeinsam mit dem Bürgermeister der Gemeinde Techelsberg am Wörthersee und dem Gemeinderat ist es gelungen eine Lösung zu finden. Es wurde der Beschluss gefasst, für diese fünf Namen Opfer ein eigenes Denkmal zu errichten. Im Gegenzug werden die Namen vom Kriegerdenkmal entfernt.

Am Techelsberg entwickelte sich rund um die Familie Gregor Wohlfahrt in den zwei Jahrzehnten vor dem 2. Weltkrieg eine Gruppe von 26 Bibelforschern, wie Zeugen Jehovas damals noch genannt wurden. Unter ihnen gab es viele Opfer zu beklagen.

Die Gedenktafel soll symbolisch nicht nur für diese fünf Opfer stehen, sondern für alle betroffenen Opfer der Glaubensgemeinde am Techelsberg.

In der Abendveranstaltung im Cogress Center Wörthersee in Pörtschach wird aller tapferen Frauen, Männer und Kinder der Gemeinde von Jehovas Zeugen am Techelsberg gedacht werden. Vorträge, Diskussionen und Videobeiträge werden helfen, Licht in diese dunkle Zeit zu bringen.


Gedicht von Franz Wohlfahrt von 1944
Ich bleibe fest
Ich bleibe fest in meinem Glauben,
wenn die Welt auch höhnt und schreit;
ich bleibe fest in meinem Hoffen,
auf eine schön’re, bess’re Zeit;
ich bleibe fest in meinem Leben,
wenn auch die Welt mit Hass mir’s lohnt.
Von Gottes Wort fließt die Kraft der Starken,
die auch aus Schwachen Kämpfer macht.
Ich bleibe fest durch Gottes Gnade,
ich bleib’ es nicht aus eigner Kraft,
ich bleibe fest, gilt’s auch mein Leben
und geb’ ich meines Odems Rest,
ihr sollt vom letzten Hauch noch hören,
ich bleibe fest, ich bleibe fest,
ich bleibe fest.

Das Schlimmste aller Lager

Viele Zeugen Jehovas, die auch in anderen Lagern inhaftiert waren, bezeichneten Mauthausen als das Schlimmste aller Lager. Zu dieser Einschätzung trug nicht nur der erbarmungslose Winter 1939/40 mit Extremtemperaturen von bis zu -40°C bei, sondern auch die allgemein bekannten schlimmen Lebens- und Ernährungsbedingungen sowie die harte Arbeit im Steinbruch und der Lageraufbau in Gusen. Dazu kamen die immer wiederkehrenden Verhöre und Zuchtmaßnahmen der SS aufgrund ihrer Verweigerungshandlungen und ihrer Missionstätigkeit.

 

Trotz der unmenschlichen Bedingungen gingen Zeugen Jehovas mit anderen menschlich um. Überleben war nur durch ihre starke Solidarität möglich, vor allem innerhalb der Gruppe, aber auch gegenüber anderen Mithäftlingen. Die deutschen und österreichischen Zeugen Jehovas kamen mit der Zeit in bevorzugte Stellungen, die sie sich aber nicht durch Anbiedern an die SS, sondern durch Fleiß, Zuverlässigkeit und den durch ihr bedingungsloses Festhalten an ihren Grundsätzen erworbenen Respekt verschafften. Sie übernahmen auch diverse Häftlingsfunktionen und halfen den ausländischen Zeugen Jehovas, ebenfalls in bessere Arbeitskommandos zu kommen. Die Zeugen Jehovas blieben auch unter Extremverhältnissen ihren aus der Bibel entnommenen Grundsätzen treu und handelten gemäß ihrem Gewissen. Sie schöpften daraus die nötige Kraft zum gewaltlosen Widerstand gegen das NS-Regime und zur Bewahrung ihrer Integrität.

Die Zeugen Jehovas waren von 1938 bis 1945 sowohl im Hauptlager als auch in beinahe allen Nebenlagern des Konzentrationslagers Mauthausen anzutreffen. Die Verfolgung der Zeugen erreichte ihren Höhepunkt mit Kriegsausbruch. Die Ablehnung der umfassenden Militarisierung der Gesellschaft brahte die einzelnen Zeugen und Zeuginnen Jehovas in Konflikt mit dem NS-Regime. Neben den ersten Kriegsdienstverweigerern, die vor das Reichskriegsgericht in Berlin gestellt und in vielen Fällen hingerichtet wurden, gab es hier (Anm. in Mauthausen) ein breites Spektrum von Widerstands- und Resistenzhandlungen: Verbreitung von Abschiedbriefen hingerichteter Wehrdienstverweigerer, Verweigerung von Spendenleistungen für Hilfswerke, gegen den Krieg gerichtete Äußerungen oder die Verweigerung von Arbeit in Rüstungsbetrieben bzw. der Rüstungsindustrie nahestehenden Zweigen. … Ihre Standhaftigkeit war ein religiös motivertes Gegenhandeln zu den Forderungen des NS-Regimes, ein Erfordernis geistiger Selbstbehauptung (H. Gsell, T. Jakli, Jehovas Zeugen im KZ Mauthausen, S. 8,9).

Am 29. September 1939 kam es aufgrund der vorübergehenden Auflösung des KZs Dachau zum größten geschlossenen Transport nach Mauthausen, nämlich von 144 Zeugen Jehovas. Von diesen verstarben bis April 1940 53 Zeugen aufgrund der mörderischen Bedingungen im Lager.

Opferberichte nachlesen

Anton Spießberger
Franz Sibetschnig
August Kraft
Alois Moser
Hubert Mattischek
Franz Desch

 

STOLPERSTEINVERLEGUNG am 16. August 2016 in 8020 Graz, Reininghausstraße 50 a

in Zusammenarbeit mit Gunther Demnig und dem Verein für Gedenkkultur in Graz, Obfrau Daniela Grabe

Einführung: Obfrau Daniela Grabe: “Es ist mir ein großes Bedürfnis, dass alle Opfergruppen Erwähnung finden.”
Gedenkrede Ing. Bernd Gsell:

Von Johann Moser existieren keine Fotos. Lediglich ein Meldezettel und die Eintragung seiner Geburt ist im Taufbuch der Gemeinde St. Peter am Kammersberg bei Murau zu finden – auch, dass er im August 1934 aus der röm. kath. Kirche ausgetreten ist. Wie er mit den Bibelforschern in Kontakt kam, ist unbekannt, jedoch lebte er fortan als Zeuge Jehovas nach den Grundsätzen der Bibel. Das bedeutete auch, dass er den Wehrdienst in Hitlers Armee verweigerte.

Johann Moser wohnte in Graz, in der Reininghausstraße 50 a, als er am 1. Juni 1940 verhaftet und in das Landesgericht Graz eingeliefert wurde. Daraufhin erfolgte die Überstellung nach Berlin. Rasend schnell verlief sein weiteres Schicksal, denn bereits am 23. August 1940 wurde er in Berlin vom Reichskriegsgericht wegen Wehrdienstverweigerung angeklagt. Die Verurteilung zum Tode erfolgte einen Monat später, nämlich am 17. September 1940 und am 10. Oktober wurde Johann Moser im Zuchthaus Brandenburg bei Berlin enthauptet – knapp 4 ½ Monate nach seiner Verhaftung. Er wurde 40 Jahre alt.

Lebensbericht: Johann Moser

Zum Gedenken an seine gottesfürchtige Haltung wurde am 16. August 2016 an seinem letzten Wohnort in 8020 Graz, Reininghausstraße 50 a ein Gedenkstein verlegt.

Samstag, 18. Juni 2016,  Bretstein, Obersteiermark

Auszug aus der Gedenkrede, Johann Madl:

6 Namen scheinen auf der Überstellungsliste von Häftlingen vom 5. Juni 1943 vom KZ Mauthausen in dieses KZ-Außenlager Bretstein auf.
6 Männer, die Hitler Widerstand leisteten.
6 Männer, die als Kennzeichen einen lila Winkel trugen.

Geistiger Widerstand war die Grundeinstellung der Zeugen Jehovas im NS-Regime. Sie waren die einzige religiöse Gemeinschaft, die konsequent und auf organisierte Weise gegen das nationalsozialistische Regime Stellung bezog und Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen praktizierte. In den Konzentrationslagern bildeten Jehovas Zeugen als einzige Religionsgemeinschaft eine eigenständige Häftlingskategorie und wurden mit einem lila Winkel stigmatisiert.

Das Besondere an ihrer Haft war, dass sie im Gegensatz zu anderen Gefangenen aus dem Gefängnis oder dem Konzentrationslager hätten freikommen können, wenn sie eine „Erklärung“ unterzeichnet hätten, durch die sie ihrem Glauben abschworen.

Sie wollten allerdings ihrer christlichen Überzeugung treu bleiben, was für sie bedeutete, dass sie Hitler nicht die Treue schwören konnten. Das „Heil“ erwarteten sie nicht von Hitler sondern von Christus, weshalb sie den Hitlergruß ablehnten. Und das biblische Gebot „du sollst nicht töten“ verbot ihrem Gewissen, zur Waffe zu greifen und andere zu töten.

Auch heute und in Zukunft wird Mut und Zivilcourage erforderlich sein, um sich nach christlichen Grundsätzen auszurichten. Jehovas Zeugen haben diese nicht nur in der Vergangenheit befolgt, sondern weigern sich auch heute in jedem Teil der Welt an kriegerischen Auseinandersetzungen teilzunehmen oder für eine Seite Partei zu ergreifen.

6 Männer, die hier inhaftiert waren, setzten ein Zeichen für Frieden.
Mögen diese 6 Männer den heutigen 8 Milliarden Menschen ein Vorbild sein.

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In Archiven scheint eine Überstellungsliste von Häftlingen vom KZ Mauthausen in das KZ-Außenlager Bretstein in der Obersteiermark auf. Dort werden sechs Bibelforscher zur Überstellung angeführt. 3 davon sind Österreicher (Hechenblaikner, Linsbauer und Obrist).
Überstellungsliste Konzentrationslager Mauthausen vom 5. Juni 1943: Veränderungsmeldung für den 4. Juni 1943

Abgang: Nach dem Außenkommando Brettstein wurden überstellt:
1. Glamann Konrad, 12.6.1889, Bibelforscher
2. Hechenblaickner Josef, 25.4.1911, Bibelforscher
3. Linsbauer Leopold, 4.10.1905, Bibelforscher
4. Moreno Lopez Miguel, 11.7.1909, Spanier
5. Munoz Rodriguez Manuel, 7.7.1918, Spanier
6. Müller Richard, 5.9.1905, Bibelforscher
7. Obrist Josef, 15.10.1905, Bibelforscher
8. Rampp Konrad, 29.3.1902, Bibelforscher
9. Sanchez Carraso Antonio, 6.2.1919, Spanier
10. Tomas Ortiz Julio, 31.1.1914, Spanier

Fotos: Hans Madl für die Opfergruppe der Zeugen Jehovas, Hermann Beren Obmann KZ-Verein Bretstein, Besucher der Veranstaltung, Gedenktafel, Zeitzeugen Hermine Liska und Max Tschoggl

 

www.gedenkstaette-bretstein.at/main.php

Bericht: http://www.meinbezirk.at/murtal/lokales/otto-hans-ressler-mahnte-bei-gedenken-in-bretstein-d1775935.html

Was nehmen Jugendliche mit, wenn sie bei Gedenkfeiern anwesend sind?

„wenn sie mal wieder frieren …“

20 Jugendliche mit lila Halstüchern erinnerten an die etwa 450 im KZ Mauthausen inhaftierten Zeugen Jehovas während der NS-Zeit. Sie wurden verfolgt, weil sie sich aus Glaubensgründen weigerten das System zu unterstützen. Als sie in die KZs des Regimes kamen, erhielten sie als Kennzeichen einen lila Winkel.

Aber nicht nur der Winkel gab den Jugendlichen einen Einblick in die Geschichte, sondern auch das Wetter. Es war teils sonnig, sehr kühl, brachte Graupelschauer und es regnete zeitweise. Die Jugendlichen froren, weil sie sich nicht warm genug angezogen hatten und manche in frühsommerlicher Kleidung und Sommerschuhen zur Gedenkfeier erschienen waren.

Das nahm Irene Hubmann – Referentin vom Verein Lila Winkel bei Zeitzeugengesprächen – zum Anlass, den Jugendlichen von damals zu erzählen und ließ sie sich in die Zeit versetzen, als die Häftlinge hier waren und keine Möglichkeit hatten, sich etwas Warmes anzuziehen. Diese mussten, lediglich bekleidet mit ihrem Häftlingsanzug, täglich zum Appell erscheinen und zur Arbeit gehen – egal, ob es regnete, schneite oder die Sonne herunterbrannte. Die drei kältesten Winter des vergangenen Jahrhunderts waren ausgerechnet in den Kriegsjahren – Temperaturen bis zu minus 30 Grad waren keine Seltenheit.

Wenn es möglich war, bildeten die Häftlinge einen sogenannten „Ofen“ (siehe Zeichnung) um sich gegenseitig zu wärmen. War es jenen, die innen standen, einigermaßen warm, traten sie nach außen, damit sich andere wärmen konnten. Natürlich gab keiner gerne seinen inneren Platz auf. Manchmal regnete es fast ohne Unterbrechung und Häftlinge berichteten, dass sie bis zu den Knien im Wasser standen. Da Baracken selten geheizt wurden trocknete der Häftlingsanzug bis zum Morgen gar nicht. Und im Winter war die Kleidung oft steif gefroren. Die Häftlinge waren völlig entkräftet und der Willkür von brutalen Kapos ausgesetzt, die sie bei jedem Wetter unter Schlägen bis zum Zusammenbrechen zur Weiterarbeit antrieben.

Viele der anwesenden Jugendlichen fragten sich „Wie konnte man das aushalten?“. Sie selbst haben trotz des schlechten Wetters ausgeharrt und sicher haben sie einige Eindrücke mitgenommen und werden sich daran erinnern – vor allem dann, wenn sie mal wieder frieren …

Gerhard Steinacher "Schießen kann ich nicht"

Der letzte Brief von Gerhard an seine Eltern:

Liebe Eltern!

Also, es hat keinen Sinn lang herum zu sprechen. Es wurde mir vor zwei Stunden mitgeteilt, dass ich um 5.50 Uhr hingerichtet werde. Der Moment ist gekommen, der Herr gebe mir die Kraft. ... Bis jetzt ist mir die Gelegenheit gegeben worden, nachzugeben. Ich will ja arbeiten, aber ... schießen kann ich nicht.

Diese Zeilen schrieb Gerhard Steinacher am 29. März 1940 an seine Eltern - es sollte das letzte Lebenszeichen von ihm sein. Gerhard wollte zu keiner Waffe greifen - er wollte niemanden umbringen sondern den Lehren Christi folgen.

In jener Zeit zu leben und eine persönliche Gewissensentscheidung zu treffen, war unter dem damaligen Zeitgeist eine gewaltige Herausforderung und verlangte eine enorme Zivilcourage. Es erforderte vor allem eine Form von Glauben, wie wir diesen aus den Berichten über die ersten Christen der ersten Jahrhunderte kennen.

Die Weigerung, dem Staat bedingungslos zu gehorchen, bezahlte Gerhard schließlich mit seinem Leben. Er wurde am 30. März 1940 hingerichtet. Jahre nach Gerhards Tod ließ die Mutter auf den Familiengrabstein die bedeutenden Worte setzen: ER STARB FÜR GOTTES EHRE

 

DVD-Präsentation, 29. Februar 2016, Mostviertelhalle, 3350 Haag

 

Geschichte wiederholt sich, wenn man sich nicht an die Vergangenheit erinnert
und christliche Werte und Grundsätze zur Seite schiebt. Daher laden wir zu diesem
Rahmenprogramm und der Präsentation der neuen, sehr berührenden DVD über
Gerhard Steinacher ein, um zu zeigen, dass es möglich ist, einen Weg des Glaubens
ohne Wanken zu gehen.

Lebensbericht Gerhard Steinacher

Im Oktober 2015 wird die 85-jährige Hermine Liska mit dem Autor und international erfolgreichen Filmemacher Bernhard Rammerstorfer das Holocaust Buch-DVD-Projekt „TAKING THE STAND“ (Deutsch: „IM ZEUGENSTAND“) in den USA im Rahmen einer vom Verein „Lila Winkel“ unterstützten Vortragstour vorstellen.
Hermine Liska aus der Steiermark wird als Zeitzeugin ihre NS-Verfolgungsgeschichte erzählen und den Studenten und Professoren für Diskussionen zur Verfügung stehen.

Veranstaltungsprogramm der “TAKING THE STAND USA-Vortragstour 2015”:

University of Connecticut, Connecticut, 6. Oktober 2015
Boston College, Massachusetts, 7. Oktober 2015
Harvard University, Massachusetts, 8. Oktober 2015
Stanford University, California, 13. Oktober 2015
Ronald Reagan Library, California, 16. Oktober 2015
Los Angeles Museum of the Holocaust, California, 18. Oktober 2015
Pepperdine University, California, 20. Oktober 2015

Detaillierte Informationen zu den Events sowie zum Projekt sind auf der Website www.imzeugenstand.at zu finden.

24. bis 26. September 2015

Eröffnung am: 24. September um 10 Uhr, Gärnerpark, 8700 Leoben

Almer Eduard, Haiden Richard, Kneissl Alois, Letonja Wilhelm, Peny Fanz, Pöltl Josef, Reininger Friedrich, Rutter Maximilian, Sauseng Rupert, Sibetschnig Franz, Tschoggl Franz, Tschoggl Rudolf

… zwölf Zeugen Jehovas aus dem Bezirk Leoben, die in den Jahren 1938 bis 1945 von Hitlers Regime hingerichtet wurden.

In der Gedenkveranstaltung “Zwölf lila Winkel” wird auf das grausame Schicksal von glaubensstarken Männern aufmerksam gemacht, die sich sogar angesichts des Todes weigerten, Hitlers System zu unterstützen. Die Bibelforscher waren in den Konzentrationslagern eine eigene Häftlingsgruppe, die mit einem “Lila Winkel” sigmatisiert wurde. Man kennzeichnete sie damit als Feinde des Regimes, die nicht bereit waren, der Ideologie des Systems Folge zu leisten. Die 12 siegreichen Zeugen Jehovas aus Leoben hatten die Furcht über den Tod mit Hilfe ihres Glaubens besiegt. Es waren einfache Menschen, manche von ihnen noch nicht einmal volljährig. Auf 12 lila farbigen Winkeln ist eine kurze Abfassung ihres Lebens und ihrer Todesurteile aufgezeichnet.

Lebensberichte nachlesen:

Almer Eduard

Haiden Richard

Kneissl Alois

Letonja Wilhelm

Peny Fanz

Pöltl Josef

Reininger Friedrich

Rutter Maximilian

Sauseng Rupert

Sibetschnig Franz

Tschoggl Franz

Tschoggl Rudolf

Mittwoch, 15. Juli 2015 in St. Johann im Pongau

Die “Geschichtswerkstatt”, Verein für Zeitgeschichte und regionale Erinnerungskultur, erforscht die Geschichte von St. Johann im 20. Jahrhundert und setzt sich für die gesellschaftliche Anerkennung der Opfer des Nationalsozialismus ein. Im Jahr 2014 wurden in St. Johann erstmals „Stolpersteine“ für Opfer des NS-Regimes verlegt. Diese Erinnerungsarbeit wird 2015 fortgesetzt. www.geschichtswerkstatt-stjohann.at/index.html

Stolperstein für einen Wehrdienstverweigerer aus St. Johann

Zur Erinnerung an den Zeugen Jehovas Johann Trausner wird in der Liechtensteinklammstraße 3 ebenfalls ein Stolperstein verlegt. Er verweigerte den Hitlergruß und wurde “auf Befehl des Führers” durch 8 Gewehrschüsse hingerichtet.
Lebensbericht von Johann Trausner

Als LAbg. Rupert Fuchs das KZ Neuengamme besuchte, sah er eine Landkarte vom Deutschen Reich mit einem Punkt auf St. Johann im Pongau, der Opfer des Nationalsozialismus  kennzeichnete. Dass es in seiner Heimatgemeinde Opfer gab, wusste er nicht und das hat ihn so sehr betroffen, dass er sich darum bemühte, dass für diese Menschen Stolpersteine des Projektes von Gunter Demnig verlegt wurden.

Ihr “Verbrechen” war es, christlich – einfach nur menschlich – zu sein …

Immer, wenn sich Menschen an einer solchen Gedenkstätte einfinden, steigen Fragen auf:
Wie konnte es je dazu kommen, dass Menschen auf derart grausame und bestialische Weise ihre Mitmenschen behandelten?
Was führte dazu, dass Menschenrechte mit Füßen getreten und christliche Menschen hierher nach Bretstein deportiert wurden?
Was war ihr “Verbrechen”?

Jehovas Zeugen verweigerten es,

  • einem – dem Größenwahn verfallenen – Führer blind zu folgen
  • sie verweigerten die Mitarbeit in der Rüstungsindustrie
  • hissten keine Hakenkreuz-Fahne
  • lehnten konsequent den Kriegsdienst ab
  • grüßten nicht mit dem deutschen Gruß

Ihr “Verbrechen” war es, christlich, einfach nur menschlich zu sein.

Ihr christlicher Bekennermut und ihr Bestreben das Christsein zu leben erweckte damals den Zorn der NS-Führung – aber sie konnten nicht gegen ihr Gewissen handeln.

“Menschlich” zu sein, bedeutet heute Andersdenkenden, Andersgläubigen, Fremden und Heimatlosen jene Toleranz entgegenzubringen, dass man sie unter die christlichen Wertmaßstäbe einreihen kann.

Gedenktafelenthüllung: am 13. Mai 2015 in 1120 Wien Meidling, Längenfeldgasse 68

Gedenkveranstaltung und DVD-Präsentation: am 13. Mai 2015 in 1120 Wien Meidling, Theatersaal Volkshochschule, Längenfeldgasse 13-15

Gerhard Steinacher: schießen kann ich nicht

Am 30. März 1940 – vor 75 Jahren – wurde der damals 19-jährige Gerhard Steinacher vom NS-Regime in Berlin-Plötzensee hingerichtet, weil er nicht bereit war, zur Waffe zu greifen.

Seit 13. Mai 2015 erinnert eine Gedenktafel an seine mutige Tat

Staatsanwalt, Verteidiger und Richter – keiner konnte ihn verstehen. Es war Krieg und Gehorsam war Pflicht. Die Weigerung, dem Staat bedingungslos zu gehorchen, bezahlte dieser junge Mann mit seinem Leben.

 

Gedenkrede: BV Gabriele Votava

Die Bezirksvorsteherin von Meidling, Frau Gabriele Votava, hielt eine sehr persönliche Rede. Sie erzählte, dass sie zu dieser Wohnanlage am Fuchsenfeldhof eine enge Beziehung hat, da ihr Großvater hier wohnte. Sie sagte: “Zum Glück hat es in meiner Familie keinen gegeben, der den Nationalsozialisten auf den Leim gegangen ist. Dies können leider nur wenige Österreicher von sich behaupten.”

 

Gedenkrede: Simon Misar

“Die Aufarbeitung der Geschichte hat viel Zeit benötigt, dafür mag es unterschiedliche Gründe geben. Wichtig und entscheidend ist jedoch, dass heute die mutige, tapfere Haltung und die Gottergebenheit dieser Familie nicht länger im Verborgenen ist, sondern heute dazu beitragen kann, dass besonders junge Menschen erkennen, wie wichtig es ist, seinen Glaubensgrundsätzen, seinem Gott treu zu sein, komme was da wolle.”

Gedenkrede: Wolfram Slupina

“Die Realität des totalitären nationalsozialistischen Machtapparats, der auf bürokratische Weise den millionenfachen Tod und die grausamsten Verbrechen verübte, lässt sich am Leid einzelner Menschen tiefer erfahren als durch das Studium einer ganzen historischen Bibliothek zur Zeitgeschichte des „Dritten Reiches“.

Und damit möchte ich heute auf einen ganz besonderen Aspekt zu sprechen kommen: Es gilt, besonders diejenigen in den Mittelpunkt zu rücken, die all das erlebt haben: diejenigen, die dabei den Tod gefunden haben wie vor 75 Jahren Gerhard Steinacher, dessen Standhaftigkeit im Angesicht des Todes wir heute gedenken; ferner diejenigen, die überlebt haben, die noch wenigen lebenden Zeitzeugen, aber auch diejenigen Zeitzeugen, die mittlerweile verstorben sind.”

Gedenkrede: Univ. Prof. Dr. Walter Manoschek

Das Schicksal der Familie Steinacher

Einen wesentlichen Anteil, dass diese Gedenktafel enthüllt wurde, hatten Helmut Misar und Gyula Varga. Helmut Misar fand, als Luise Steinacher 1976 starb, bei der Wohnungsräumung eine kleine, unscheinbare Schachtel. Darin verborgen war das Schicksal der Familie Steinacher. Gyula Varga verfasste anhand der gefundenen Briefe das Buch “Gerhard Steinacher – Er starb für Gottes Ehre”. Helmut Misar und Gyula Varga enthüllten die Gedenktafel für Gerhard Steinacher.

Rund 500 Besucher nahmen an der Veranstaltung teil.

Lebensbericht: Gerhard Steinacher
Bericht über die Gedenktafelenthüllung: Längenfeldgasse 68
Bericht über die Gedenkveranstaltung: Theatersaal

Bericht über die Gedenkveranstaltung auf jw.org: http://www.jw.org/en/news/releases/by-region/austria/gerhard-steinacher-memorial-plaque/

NEUE VERÖFFENTLICHUNG:

DVD “Gerhard Steinacher – schießen kann ich nicht”, 30 min, 2015, Preis: 15,00 Euro

Buch zur DVD: “Gerhard Steinacher – Er starb für Gottes Ehre”, Gyula Varga, 1998, Preis: 10,00 Euro

zu bestellen  über KONTAKT

Jehovas Zeugen im KZ Mauthausen – Widerstand aus religiöser Überzeugung

Die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas wurde Opfer der grausamen Verfolgungsmaschinerie des NS-Regimes. Tausende ZeugInnen wurden eingesperrt und kamen in Konzentrationslager. Etwa 450 ZeugInnen aus ganz Europa waren im Konzentrationslager Mauthausen und seinen Nebenlagern interniert.

“Die Zeugen Jehovas waren im KL Mauthausen eine Leidensgemeinschaft mit festem Zusammenhalt. Sie waren bescheidene, disziplinierte, fleißige, duldsame, ihrer internationalen Bibelforschervereinigung und somit auch ihrem Glauben treu ergebene Menschen. Sie übten innerhalb der illegalen politischen Auseinandersetzung im Lager strenge Neutralität, es gab mit ihnen keine politische Zusammenarbeit, sie lehnten Tätigkeiten gegen die SS ab und dazu kam noch, dass keiner von ihnen aus dem Lager zu flüchten beabsichtigte.” (Hans Marsalek, ehemaliger Lageschreiber des KZ Mauthausen, aus: Heide Gsell, Timon Jakli, Jehovas Zeugen im KZ Mauthausen, 2009)

Die Zeugen Jehovas leisteten von Anfang an gewaltlosen Widerstand gegen das NS-Regime. Sie verweigerten alle Formen des Führerkultes (z.B. Hitlergruß) und lehnten den Nationalismus und den Rassenwahn ab.

Broschüre “Jehovas Zeugen im KZ Mauthausen”

Die Lebens- und Haftbedingungen, aber auch die Formen des Überlebens und Widerstands im Lager werden in dieser Broschüre anhand von Dokumenten, Erinnerungsberichten ehemaliger Häftlinge aufgearbeitet. Ausgewählte Biografien vermitteln ein umfassenderes Bild über das Leben und die Verfolgung der damaligen BibelforscherInnen, deren tragischen Endpunkt die Haft in Mauthausen oft darstellte.

Zu bestellen unter KONTAKT beim Verein

25. August 2014 in Ungarnum am Friedhof in Andráshida (bei Zalaegerszeg), Gazdasági Straße

Lebensbericht GÁBORNÉ GERENCSÉR – siehe im Anschluss an den ungarischen Text

Zalaegerszeg – Andráshida – Andráshidán nőtt fel a ma már Ausztriában, Eisenbergben élő festőművész, Ludwig Lajos Gerencsér, aki ezen a héten avatott új síremléket édesanyjának, szülőfaluja temetőjében. Nem csak Magyarországról, de Ausztria számos városából is érkeztek vendégek, hogy együtt tisztelegjenek, ahogy ők mondták, Gerencsér mami emléke előtt. Az asszonyt a II. világháború vészterhes időszakában amiatt zártak hosszú évekre börtönbe, mert Jehova Tanúja volt. Az akkor 31 éves nőt az utcán tartóztatták le, amikor tejért indult a boltba. Haza sem engedték elbúcsúzni. Férje és fia sokáig semmit sem tudott róla, végül szabadulása után az akkori Csehszlovákiából gyalog tért haza, Andráshidára. Hite miatt később fiát is börtönbe zárták. A második rabságából az 56-os események szabadították ki, a festőművész ekkor távozott Ausztriába.

Ludwig Lajos Gerencsér festőművész
„Amikor anyámat elvitték Márianosztrára, én maradtam édesapámmal egyedül. Én vagyok egyes gyerek, és apám. Akkor meg apámat is elvitték az oroszok. Anyám se volt, meg apám se, az utcán nevelkedtem 3-4 hétig, a szomszédasszony adott ennivalót. És először apám jött meg, Jánosházán kitört a táborból, 13-at lelőttek és hárman maradtak meg.”

Lebensbericht

Gáborné Gerencsér wurde 1909 in Ungarn geboren. Ihr Mädchenname war Benkö Terezia. Im Jahr 1930 heiratete sie Gábor Gerencsér und zogen in ein neu gebautes Haus in Andráshida.
1933 kam Sohn Lajos zur Welt.
Kurz vor dem Krieg kam sie durch einen Kolporteur der Bibelforscher aus einem Nachbardorf mit ihnen in Kontakt und schloss sich ihnen an. Fortan bestimmte die Bibel ihr Leben.

Verhaftung – Einzelhaft

Eines Morgens im Jahr 1942, als sie gerade ging um Milch zu holen, wurde sie auf der Straße von der Polizei festgenommen und abgeführt. Sie durfte nicht zurück in das Haus um sich von ihrem Mann und ihrem Sohn Lajos zu verabschieden. Lange hatten sie keine Ahnung, was passiert war. Schließlich erfuhren sie, dass Gáborné zu 3 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Die Strafe sollte sie in Mária Nosztra verbüßen, einem Zuchthaus, das dem dortigen Nonnenkloster angeschlossen war. Was sie dort erleiden und ertragen musste, würde Bände füllen.
Zum Beispiel musste sie ein halbes Jahr in Einzelhaft verbringen. Ca. 20 Mal kam sie für jeweils 24 Stunden in Dunkelarrest weil sie ihren Glauben nicht aufgab. Dort gab es nur eine nackte Holzpritsche. Das Essen bestand aus einem Stück Brot und einem Krug Wasser.

Weil Gáborné ihre Standhaftigkeit und Treue zu ihrem Gott nicht aufgab, durfte sie die ganzen 3 Jahre von ihrem Mann Gábor und ihrem Sohn Lajos keinen Brief empfangen und auch nicht an sie schreiben. Im April 1945 geriet ihr Mann in russischer Gefangenschaft und wurde einge Wochen nach Jánosháza, Ungarn, gebracht. Von dort brachen 15 oder 16 aus; 13 wurden auf der Flucht erschossen, Gábor kam durch.

1945, als der 2. Weltkrieg endete, kam Gáborné frei und musste zu Fuß nach Hause gehen. Dort traf sie ihren Mann wieder, der einige Zeit früher nach Hause zurückgekehrt war.  Sie fanden ihr ganzes Haus komplett leer geräumt vor.

Sohn Lajos lebte in diesen Wochen – als die Mutter im KZ war und Vater in russischer Gefangenschaft – hauptsächich auf der Straße in Andráshida. Eine freundliche Nachbarin gab ihm zu Essen und ließ ihn in ihrem Haus schlafen.

Gáborné’s Mann war leider kein Zeuge, doch ihr fester Glaube und gutes Beispiel haben dazu geführt, dass ihr Sohn Lajos den gleichen Weg des Glaubens gewählt hat. In der kommunistischen Ära hat er den Militärdienst verweigert und dem Staat keinen Treueeid geleistet. Er wurde dafür zu insgesamt 14 Jahren Haft verurteilt, kam aber 1956 nach drei Jahren frei.
Gáborné Gerencsér blieb bis zu ihrem Tode im Jahr 2003 eine fleißige Zeugin Jehovas.

Behörden verweigern Gedenktafel

Im vergangenen Jahr bemühte sich Sohn Lajos einen Stolperstein bzw. eine Gedenktafel für die Mutter errichten zu lassen, jedoch wurde das von den örtlichen Behörden auf das Entschiedenste verwehrt. Daher wird nun ein Gedenkstein auf dem Grab von Gáborné Gerencsér errichtet.

 

Geschichte

Sie waren friedlich, lebten in der Dorf- oder Stadtgemeinschaft, mit Nachbarn und Verwandten zusammen, waren ständig bereit zu helfen und ihr Weniges zu teilen – und dennoch wurden sie verfolgt und geschlagen.
Sie waren Christen, die dem Gebot Gottes „du sollst nicht töten“ folgten und keine Waffe in die Hand nahmen um andere Menschen umzubringen und dafür wurden sie in Gefängnisse oder Konzentrationslager gesteckt oder zum Tode verurteilt.
Sie waren Menschen, die in einer grauenhaften Epoche der Geschichte mutig und treu für ihren Glauben einstanden und diesen Glauben höher werteten als ihr eigenes Leben.
Sie waren „die Bibelforscher, die Zeugen Jehovas, die Häftlinge mit dem LILA WINKEL“.

 

Ab 1900

Erste Bibelforscher gab es in Ungarn um 1900 und sie zählten zu den „nicht-zugelassenen“ Religionsgemeinschaften. Seit den Reformen des Kirche-Staat-Verhältnisses stand es nach dem Gesetz von 1895 jedermann frei
- „sich zu jedem Glauben oder zu jeder Religion zu bekennen, ihr zu folgen und dies auch nach außen zu praktizieren. Niemand durfte an seiner Religionsausübung gehindert werden“.
In den 1920er Jahren waren die Bibelforscher von den Behörden noch geduldet worden, in den 1930er Jahren kam es zunehmend zu konsequenten Einschreitungen gegen kleine Religionsgemeinschaften.

Beginn der Angriffe

1936 erging die Anweisung an die Polizeibehörden die Sekten zurückzudrängen. Die Zeugen Jehovas schätze man als eine der gefährlichsten Vereinigungen und als „Quartierbereiter des Kommunismus“ ein. Die Ausbreitung dieser Gemeinschaft war unbedingt zu unterbinden.
Falschmeldungen in Zeitungen, wie: „Mit gefälschter Bibel, mit aus Moskau und Prag und von dort über Amerika nach Ungarn eingeschmuggelten Schriften verbreiten sie die wildesten, die extremsten kommunistischen Ideen“ führten dazu, dass im Juni 1937 zentral geleitete Ermittlungen gegen Jehovas Zeugen durchgeführt wurden.
Eine Zeitung berichtete am 23. Dezember 1937 unter der Überschrift „Die Polizei nahm bibelerklärende rote Agenten fest“, dass „schon in vielen Teilen des Landes die Verkündiger der Lehre Jehovas inhaftiert wurden.“

Verbot und Verfolgung

Am 13. Dezember 1939 wurde die Tätigkeit der Zeugen Jehovas in Ungarn für ungesetzlich erklärt. Im selben Jahr wurden in Ungarn zwei Straflager eingerichtet. Auch Zeugen Jehovas wurden dort inhaftiert.
Im August 1940 wurde in Cluj ein weiteres Straflager errichtet und Hunderte Zeugen Jehovas – jung und alt – wurden in das Lager gebracht und dort auf das Brutalste behandelt, weil sie ihrem Glauben nicht abschworen und zu ihrer früheren Religion zurückkehrten.
Als Ungarn am 27. Juni 1941 in den Krieg gegen die Sowjetunion eintrat, wurde die Lage für Jehovas Zeugen noch gefährlicher. Im August 1942 entschied die Regierung, Jehovas Zeugen in Ungarn ein Ende zu machen. Sie wurden verhört und gefoltert – wobei diese Methoden so entwürdigend waren, dass man sie hier nicht erwähnen kann.
Auch Gáborné Gerencsér sagte, dass diese grausamen Geschichten Bücher füllen würden. Die „Bibelforscher“-Familien wurden brutal auseinandergerissen und 1942 wurde auch Gáborné auf der Straße von der Polizei festgenommen. Das Urteil: drei Jahre Zuchthaus und Einzelhaft.
Im Sommer 1943 wurden Zeugen Jehovas unter 49 Jahren aus allen Gefängnissen des Landes zusammengezogen und ihnen wurde befohlen, Militärdienst zu leisten. Dies lehnten sie trotz Misshandlungen ab.
Während der Besetzung Ungarns durch die deutschen Nationalsozialisten begann eine neue Qualität des Terrors für die Zeugen Jehovas. Ab Mai 1944 rollten Deportationszüge mit zehntausenden ungarischen Juden Richtung Auschwitz, darunter auch einige Zeugen Jehovas.
Da die Sowjetarmee immer näher rückte wurden Mitte Oktober 1944 vermehrt junge Männer zum Kriegsdienst eingezogen, Kriegsdienstverweigerer erwartete keine Gnade. Lajos Deli wurde auf dem Marktplatz in Sávár erhängt, weil er nicht bereit war, eine Waffe in die Hand zu nehmen.
Wie die zuvor erwähnten Männer haben auch Hunderte Frauen der Bibelforscher überall im Land in anderen Konzentrationslagern und Gefängnissen den gleichen Kampf für ihren Glauben geführt. Zwei davon waren Eva Bász und Olga Slézinger, die nach Auschwitz deportiert wurden. Im Lager kategorisierte Doktor Mengele sie persönlich als arbeitsfähig, was sie vor der Gaskammer bewahrte.
Sie mussten Entwürdigungen erleben, die man nur ansatzweise beschreiben kann, wie Eva Bász erzählt: „Mein ganzes Haar wurde abrasiert; zehn bis zwölf Polizisten waren anwesend, und ich musste nackt dastehen. Diese Bestien banden meine Hände und Füße über meinem Kopf zusammen, und alle erniedrigten mich, indem sie mich vergewaltigten, alle bis auf einen. Ich war so zugerichtet, dass sie mich zwei Wochen im Keller versteckt hielten, bis die schwersten Verletzungen abgeheilt waren. Sie wollten nicht riskieren, dass andere mich in diesem Zustand sahen. Sie fesselten mich so stramm, dass ich, als ich drei Jahre später nach Schweden kam, an den Handgelenken noch immer Spuren davon hatte.“
Dann wurde ihnen ein gelber Stern auf die Kleidung genäht, der sie als Juden kennzeichnete, doch sie protestierten und bestanden darauf, dass sie Zeugen Jehovas seien. Sie rissen den gelben Stern ab und verlangten, dass ein lila Winkel aufgenäht würde, damit sie als Zeugen Jehovas zu erkennen wären. Obwohl sie dafür heftig geschlagen wurden, sagten sie: „Tun Sie mit uns, was Sie wollen, aber wir werden immer Zeugen Jehovas bleiben.“
Ein Erschießungskommando in Körmend richtete ebenfalls junge Männer noch am 2. bzw. 7. März 1945 – hin – wenige Tage vor Kriegsende. Von 1940 bis 1945 wurden 16 Zeugen wegen Wehrdienstverweigerung getötet und 26 weitere starben infolge von Misshandlungen.

Kriegsende aber kein Ende der Verfolgung

1945 kehrten viele ungarische Zeugen Jehovas aus Gefängnissen und Konzentrationslagern zurück. 1946 wurde das Verbot gegen kleine Religionsgemeinschaften aufgehoben. Als vorteilhaft hatte sich wohl zunächst erwiesen, dass viele Kommunisten aufgrund der gemeinsamen Haft in Gefängnissen und Konzentrationslagern Zeugen Jehovas kannten und Respekt vor ihnen hatten.
So schrieb eine Zeitung am 8. August 1946: „Wenn wir dazu noch in Betracht ziehen, dass die Zeugen Jehovas, sich streng an die Bibel haltend, es während des Krieges ablehnten, die Mordwaffen in die Hände zu nehmen, können wir begreifen, was diese heldenhaften, sanftmütigen Menschen an ungerechter und böser Behandlung erdulden mussten in der Zeit, da die totale Hasswelle das verführte Land in den Krieg stieß.“
Das Leid war jedoch nicht zu Ende. Eine neue Ära begann, die in weiteren Verhaftungen und Gefängnisaufenthalten endete.
1947 wurde das Zweigbüro der Zeugen Jehovas erneut offiziell eingetragen. Doch bereits 1948 änderte sich die Situation für die Zeugen. Die Kommunistische Partei übernahm allmählich die Macht. Man suchte Sündenböcke für die Misswirtschaft in Ungarn und gab den westlichen Imperialisten und ihren Agenten in Ungarn die Schuld. Zeitungsartikel wiegelten die Stimmung auf. 1950 kam es bereits zu etwa 300 Verhaftungen von Zeugen Jehovas, die den Wehrdienst verweigerten. Allerdings hieß es auch, sie würden gegen die Wahlen agieren, den Staat bekämpfen und Berichte nach Amerika senden. Man warf ihnen vor, große Mengen Gläubiger anzuziehen – sogar Parteimitglieder hätten ihr Parteibuch zurückgegeben und seien Zeugen Jehovas geworden.
1951 wurden die leitenden Zeugen in Budapest inhaftiert und am 2. Februar 1951 zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. 1953 sollen insgesamt über 500 Zeugen Jehovas zumeist in Arbeitslagern inhaftiert gewesen sein.
Während des Aufstandes 1956 wurden die Zeugen freigelassen, jedoch nur für kurze Zeit, denn zwei Wochen später erlangten die Kommunisten die Macht zurück und versuchten die Zeugen wieder zu verhaften.
Ab März 1960 wurden nach und nach alle Zeugen Jehovas freigelassen. Dennoch hielten die Behörden Kontakt mit ihnen. Statt mit Gummiknüppeln versuchten sie nun die Widerstandskraft der Zeugen mit glatten Worten und durch Überreden zu schwächen. Bis heute blieben sie standhaft.

Sie blieben mutig und treu

Sie sind friedlich leben in Dorf- oder Stadtgemeinschaften, mit Nachbarn und Verwandten zusammen, sind ständig bereit zu helfen und alles zu teilen.
Sie sind Christen, die dem Gebot Gottes „du sollst nicht töten“ folgen und keine Waffe in die Hand nehmen um andere Menschen umzubringen.
Sie sind Menschen, die in einer grauenhaften Epoche der Geschichte mutig und treu für ihren Glauben einstanden und für diesen Glauben auch in Zukunft einstehen werden.
Quellen: „Die Zeugen Jehovas in Ostmittel-, Südost- und Südeuropa“, Hrsg. Sebastian Koch, LIT Verlag, 2007; Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1996, Wachtturm-, Bibel- und Traktatgesellschaft, Selters

siehe auch: www.meinbezirk.at/weiz/chronik/gedenkveranstaltung-fuer-gborn-gerencsr-d1035173.html/action/recommend/1/

Gedenkrede: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

Grußworte: Hermann Beren, Bürgermeister von Bretstein, Willi Mernyi, Mauthausen Komitee Österreich, Karl Hubmann, Verein Lila Winkel, José Maria Valdemoro, Botschaft des Königreiches Spanien

 

Die „Ernsten Bibelforscher“, wie man sie damals nannte, waren eine kleine, unbedeutende Gruppe, eine kleine Minderheit, und dennoch sah Hitler in ihnen eine Gefahr, eine Gefahr für sein Reich, welches er errichten wollte, eine Gefahr für seine Ideologie, welche er vertrat, eine Gefahr für das große Deutsche Reich und daher setzte er diese ausschließlich christlich orientierten Gruppe brutalster und grausamster Verfolgung aus.
Am 7.10.1934 schrie Adolf Hitler: “Diese Brut wird aus Deutschland ausgerottet werden!” Und man setzte alles daran um dieses Ziel so rasch als möglich zu erreichen.
Die Bibelforscher setzten jedoch ihren Widerstand unerschrocken fort. Jehovas Zeugen verweigerten den Dienst in der Deutschen Wehrmacht. Und diese Wehrdienstverweigerung zog in den meisten Fällen die Todesstrafe nach sich.
Sie konnten es mit ihrem Gewissen auch nicht vereinbaren in der Rüstungsindustrie zu arbeiten oder Militäruniformen zu nähen. An ihren Fenstern oder Häusern hissten sie keine Hakenkreuzfahnen, sie waren in keiner politischen Partei oder in paramilitärischen Gruppen, wie z.B. der Hitlerjugend, dem Bund deutscher Mädchen oder anderen nationalsozialistisch ausgerichteten Organisation zu finden.

Ein Gedenken an diesem Ort soll die Geschichte all jener wachhalten, die hier gelitten haben.
Das KZ-Nebenlager Bretstein war ein Außenlager des KZs Mauthausen und war als “Versuchsanstalt für Ernährung” gegründet worden. Ab Juni 1941 wurden dort mindestens 170 Häftlinge interniert. In der Hauptsache waren spanische Widerstandskämpfer interniert aber auch deutsche und österreichische Zeugen Jehovas. Gemäß Berichten wurden diese im Steinbruch eingesetzt und für den Straßenbau herangezogen.

In Archiven scheint eine Überstellungsliste von Häftlingen vom KZ Mauthausen in das KZ-Außenlager Bretstein in der Obersteiermark auf. Dort werden sechs Bibelforscher zur Überstellung angeführt. 3 davon sind Österreicher (Hechenblaikner, Linsbauer und Obrist).


Überstellungsliste Konzentrationslager Mauthausen vom 5. Juni 1943: Veränderungsmeldung für den 4. Juni 1943
Abgang: Nach dem Außenkommando Brettstein wurden überstellt:
1. Glamann Konrad, 12.6.1889, Bibelforscher
2. Hechenblaickner Josef, 25.4.1911, Bibelforscher
3. Linsbauer Leopold, 4.10.1905, Bibelforscher
4. Moreno Lopez Miguel, 11.7.1909, Spanier
5. Munoz Rodriguez Manuel, 7.7.1918, Spanier
6. Müller Richard, 5.9.1905, Bibelforscher
7. Obrist Josef, 15.10.1905, Bibelforscher
8. Rampp Konrad, 29.3.1902, Bibelforscher
9. Sanchez Carraso Antonio, 6.2.1919, Spanier
10. Tomas Ortiz Julio, 31.1.1914, Spanier

Stolplersteine sind ein Mahnmal gegen Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen. Im vergangenen Jahr wurden in GRAZ vom Kölner Künstler Gunter Demnig die ersten Stolpersteine für verschiedene Opfergruppen verlegt. In diesem Jahr werden Stolpersteine für das Ehepaar Regenfelder vor dem Haus in Graz, Reininghausstraße 28, in den Gehsteig gesetzt, dem letzten Wohnort vor deren Verhaftung.

Gedenkveranstaltung am 5. Juli 2014 Stolpersteine für Josef und Aloisia Regenfelder

Josef Regenfelder starb im KZ Dachau, nach 2 Jahren Haft.

Aloisia Regenfelder wurde 1942 nach Auschwitz deportiert. Sie erhielt die Häftlingsnummer 8101

Buchauszug: Teresa Wontor-Chichy, Für den Glauben in Haft – Zeugen Jehovas im KL Auschwitz

“Die Häftlinge mit dem lila Winkel bildeten innerhalb der KL-Häftlingsgesellschaft eine sehr kleine Gruppe. Dennoch blieben sie vielen Häftlingen in Erinnerung. Schon ihr Aussehen unterschied sie von anderen: Sie bemühten sich, ihre Häftlingskleidung sauber zu halten und ein heiteres Gesicht zu machen. Sie kümmerten sich um ihre Glaubensbrüder und unterstützten alle, die am Ende ihrer Kräfte waren. Gegenüber der unmenschlichen SS übten sie konsequent “passiven Widerstand”, indem sie alle Arbeiten annahmen und gerne leisteten, sofern sie mit ihren religiösen Grundsätzen nicht im Widerspruch standen.

… dennoch muss betont werden, dass das Verhalten dieser Häftlingsgruppe, auch wenn sie nur klein war, ermutigend auf Mithäftlinge wirkte, und ihre tägliche und entschiedene Widerständigkeit andere in der Überzeugung stärkte, dass es unter allen Umständen möglich ist, eigenen Glaubensprinzipien die Treue zu halten.”

Mauthausen Gedenk- und Befreiungsfeier „Wert des Lebens“ *****

Die alljährlich stattfindende Gedenkfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen besuchten heuer trotz des schlechten Wetters rund 8000 Personen. Die Opfergruppe der Zeugen Jehovas wurde durch den Verein Lila Winkel vertreten.

Die Violetten helfen

Im KZ-System Mauthausen waren etwa 450 ZeugInnen Jehovas aus vielen Teilen Europas inhaftiert. Jehovas Zeugen lehnten in der Zeit des Nationalsozialismus alle Formen von Nationalismus und Rassismus ab. Ihre christliche Nächstenliebe motivierte sie zu solidarischem Handeln auch im Konzentrationslager. Der polnische Zeuge Jehovas Jan Otrebski kam als 20jähriger vom Konzentrationslager Auschwitz ins Konzentrationslager Gusen. Er erinnert sich an den Empfang durch die deutschen und österreichischen Zeugen Jehovas im Lager, die ihnen Lebensmittel über den Zaun werfen. „Die Speise reichte für alle von uns, und die Reste wurden an Mithäftlinge ausgeteilt. Die Häftlinge sahen etwas nicht Alltägliches, brüderliche Liebe im Vernichtungslager. Solche Fürsorge hatten sie bis dahin noch nicht gesehen. ,Die Violetten helfen‘ – diese Redewendung hatte sich unter den Häftlingen verbreitet.“

Neben der rassistischen Kategorisierung der Nationalsozialisten wurde der Wert des Lebens auch am wirtschaftlichen Wert gemessen, somit verloren arbeitsunfähige Menschen sehr bald ihr Anrecht auf Leben. In den Konzentrationslagern wurde die Arbeitskraft der inhaftierten Menschen vor allem im Steinbruch bis zur Erschöpfung ausgenützt. Durch regelmäßige Selektionen entschied die SS, wer nicht mehr lebenswert war. Anfang des Jahres 1942 wurden auch 26 – vor allem österreichische und deutsche Zeugen Jehovas aus dem KZ Dachau in einem sogenannten „Invalidentransport“ nach Hartheim gebracht und vergast. (Siehe Lebensbericht Anton Spiessberger).
Kein Lebenswert wurde auch psychisch kranken und behinderten Menschen zugestanden. Unter dem Decknamen T4 wurden diese Menschen in eigens dafür geschaffenen Euthanasie-Anstalten wie Hartheim ermordet.

Lebensberichte von Häftlingen des KZ Mauthausen:
Braunstein Franz
Hechenblaikner Josef
Kraft (Krafzik) August
Linsbauer Leopold
Mattischek Hubert
Mattischek Wilhelm
Mattischek Wolfgang
Obrist Josef
Spiessberger Anton

Auch heute werden Menschen auf Grund ihres „Anderssein“ ausgegrenzt und verfolgt. Jehovas Zeugen lassen sich weltweit anhand von biblischen Prinzipien zu Toleranz schulen und überwinden dadurch Vorurteile. In einem Bericht der UNESCO heißt es: „Bildung könnte von ausschlaggebender Bedeutung im Kampf gegen neue Formen des Rassismus, der Diskriminierung und der Ausgrenzung sein.“ Jehovas Zeugen sind überzeugt, dass die biblische Bildung am wirksamsten ist (Jesaja 48:17, 18). Bei Menschen, die biblische Lehren befolgen, macht Argwohn dem Respekt Platz und Liebe lässt das Feuer des Hasses erlöschen. Jehovas Zeugen haben festgestellt, dass die Bibel ihnen hilft, ihre Vorurteile zu überwinden. Sie spornt sie dazu an und schafft gleichzeitig Gelegenheiten, bei denen Angehörige verschiedener Kulturen und unterschiedlicher ethnischer Herkunft etwas gemeinsam tun. (Vgl. Das Ende aller Vorurteile – Erwachet! 2004)

Mauthausen Gedenk- und Befreiungsfeier „Wert des Lebens“ *****

Die alljährlich stattfindende Gedenkfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen besuchten heuer trotz des schlechten Wetters rund 8000 Personen. Die Opfergruppe der Zeugen Jehovas wurde durch den Verein Lila Winkel vertreten.

Die Violetten helfen

Im KZ-System Mauthausen waren etwa 450 ZeugInnen Jehovas aus vielen Teilen Europas inhaftiert. Jehovas Zeugen lehnten in der Zeit des Nationalsozialismus alle Formen von Nationalismus und Rassismus ab. Ihre christliche Nächstenliebe motivierte sie zu solidarischem Handeln auch im Konzentrationslager. Der polnische Zeuge Jehovas Jan Otrebski kam als 20jähriger vom Konzentrationslager Auschwitz ins Konzentrationslager Gusen. Er erinnert sich an den Empfang durch die deutschen und österreichischen Zeugen Jehovas im Lager, die ihnen Lebensmittel über den Zaun werfen. „Die Speise reichte für alle von uns, und die Reste wurden an Mithäftlinge ausgeteilt. Die Häftlinge sahen etwas nicht Alltägliches, brüderliche Liebe im Vernichtungslager. Solche Fürsorge hatten sie bis dahin noch nicht gesehen. ,Die Violetten helfen‘ – diese Redewendung hatte sich unter den Häftlingen verbreitet.“

 

Neben der rassistischen Kategorisierung der Nationalsozialisten wurde der Wert des Lebens auch am wirtschaftlichen Wert gemessen, somit verloren arbeitsunfähige Menschen sehr bald ihr Anrecht auf Leben. In den Konzentrationslagern wurde die Arbeitskraft der inhaftierten Menschen vor allem im Steinbruch bis zur Erschöpfung ausgenützt. Durch regelmäßige Selektionen entschied die SS, wer nicht mehr lebenswert war. Anfang des Jahres 1942 wurden auch 26 – vor allem österreichische und deutsche Zeugen Jehovas aus dem KZ Dachau in einem sogenannten „Invalidentransport“ nach Hartheim gebracht und vergast. (Siehe Lebensbericht Anton Spiessberger).
Kein Lebenswert wurde auch psychisch kranken und behinderten Menschen zugestanden. Unter dem Decknamen T4 wurden diese Menschen in eigens dafür geschaffenen Euthanasie-Anstalten wie Hartheim ermordet.

Lebensberichte von Häftlingen des KZ Mauthausen:
Braunstein Franz
Hechenblaikner Josef
Kraft (Krafzik) August
Linsbauer Leopold
Mattischek Hubert
Mattischek Wilhelm
Mattischek Wolfgang
Obrist Josef
Spiessberger Anton

Auch heute werden Menschen auf Grund ihres „Anderssein“ ausgegrenzt und verfolgt. Jehovas Zeugen lassen sich weltweit anhand von biblischen Prinzipien zu Toleranz schulen und überwinden dadurch Vorurteile. In einem Bericht der UNESCO heißt es: „Bildung könnte von ausschlaggebender Bedeutung im Kampf gegen neue Formen des Rassismus, der Diskriminierung und der Ausgrenzung sein.“ Jehovas Zeugen sind überzeugt, dass die biblische Bildung am wirksamsten ist (Jesaja 48:17, 18). Bei Menschen, die biblische Lehren befolgen, macht Argwohn dem Respekt Platz und Liebe lässt das Feuer des Hasses erlöschen. Jehovas Zeugen haben festgestellt, dass die Bibel ihnen hilft, ihre Vorurteile zu überwinden. Sie spornt sie dazu an und schafft gleichzeitig Gelegenheiten, bei denen Angehörige verschiedener Kulturen und unterschiedlicher ethnischer Herkunft etwas gemeinsam tun. (Vgl. Das Ende aller Vorurteile – Erwachet! 2004)

“GE-DENKEN BEWEGT”
Gedenktafel für die Opfergruppe der Ernsten Bibelforscher/Zeugen Jehovas
Ort: Memorial Gusen KZ Crematorium Gusen
4222 Langenstein, Georgestraße 6, Oberösterreich, Österreich

Begrüßung: Initiatorin und Mauthausenguide Ulrike Springer
Reden: Karl Hubmann, Obmann Verein Lila Winkel; Heidi Gsell, Recherche
Gedenktafel: Marc Schneidinger und Rene Feyrer, künstlerische Gestaltung und Enthüllung der Gedenktafel
Lesung von Häftlingserlebnisberichten: Renate Weißenberger, Anna-Carina Aigner, Michael Limberger, Peter Limberger

Das KZ Gusen
Das Doppellager Mauthausen/Gusen wurde 1940 in die „Lagerstufe III“ eingeteilt, welche für „kaum noch erziehbare Schutzhäftlinge“ vorgesehen war. Häftlinge, die in diese Konzentrationslager eingewiesen wurden, hatten nur geringe Überlebenschancen. Das KZ Gusen lag nur einige Kilometer vom Stammlager Mauthausen entfernt. In Gusen waren zwischen 1939 und 1945 mindestens 71.000 Personen inhaftiert. Sie waren in der Mehrzahl aus den Teilen Europas, die unter deutschen Einfluss geraten waren, deportiert worden.
(Vgl. KZ Gusen, www.gusen-memorial.at)‎

77 Zeugen Jehovas in Gusen inhaftiert

Zeugen Jehovas zählten in diesem Lager zu den ersten Häftlingen. 77 Zeugen Jehovas waren von 1939 bis 1945 nach bisherigen Forschungen in Gusen registriert. Es waren zunächst vorwiegend Deutsche und Österreicher, die zuvor bereits im KZ Dachau waren und im Herbst 1939 in einer Gruppe von 144 Zeugen Jehovas nach Mauthausen kamen. Sie waren im Winter 1939 unter extremen Bedingungen am Aufbau des Lagers Gusen I beteiligt. Dann mussten sie vorwiegend im Steinbruch oder in verschiedenen Werkstätten arbeiten. Untergebracht waren sie alle gemeinsam in Block 15.
Auch in diesem Lager bewahrten sie ihre stark religiös geprägte Identität und entwickelten Strategien der Solidarität und des Überlebens. Sie verweigerten sich den Forderungen der SS, wenn diese ihren Glaubensansichten widersprachen und pflegten weiterhin ihre religiöse Aktivitäten. Sogar Taufen wurden durchgeführt.
Der SS-Oberscharführer Franz Walek war von dem Verhalten der Zeugen Jehovas beeindruckt, was zu heimlichen religiösen Gesprächen mit einzelnen Zeugen Jehovas führte. Franz Walek wurde nach dem Krieg ein Zeuge Jehovas.

Erinnerungsbericht “Hechenblaikner Josef“:
“In Gusen war ich zusammen mit zwei anderen Zeugen Jehovas für die Pferde zuständig. Unser Aufseher war der SS-Führer Franz Walek, der uns sogar erlaubte, in der Bibel zu lesen. Dort waren wir auch keinen Schikanen ausgesetzt. Im KZ begann er mit Franz Desch über die Bibel zu sprechen. Wenn ich mit ihm zu den Bauern um Pferdefutter fuhr, dann konnte ich mich auch mit ihm über die Bibel unterhalten. Wenn er von Zuhause etwas bekam, teilte er das mit uns, was für ihn ein großes Risiko war”[/zitat]

The VIENNA PROJECT 2013-2014 “Spraying für Zeugen Jehovas”

Neues interaktives Mahnmal in Wien zum 75. Jahrestag des Anschlusses 1938

Gedenkveranstaltung: 24. Oktober 2013, 16.00 Uhr vor dem Haus 1150 Wien, Pouthongasse 12

Leitsatz: WAS PASSIERT, WENN WIR VERGESSEN UNS ZU ERINNERN

Ab Ende Oktober wird in ganz Wien ein neues Gedenkprojekt für rund 6 Monate lang an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Ins Leben gerufen wurde The Vienna Project von Karin Frostig, Enkelin österreichischer Holocaust-Opfer. Das Projekt ist das erste öffentliche Mahnmal, das die verschiedenen Gruppen von Opfern in einem differenzierten Format darstellt und ihrer gedenkt. Diese Gruppen umfassen Juden, Roma und Sinti, Opfer der NS-”Euthanasie”, Homosexuelle, politisch Verfolgte und Dissidenten, Slowenische Partisanen und Zeugen Jehovas.

An 38 Orten in der ganzen Stadt Wien wird es auf den Gehwegen “Gedenk-Sprays” geben.

Spraying für Zeugen Jehovas

Am Donnerstag, dem 24. Oktober 2013, um 16.00 Uhr, findet vor dem 1. offiziellen Büro der Internationalen Bibelforschervereinigung in der Pouthongasse 12, 15. Bezirk, eine Gedenkveranstaltung statt.

Im Jahr 1939 gab es in Österreich rund 550 Bibelforscher-Mitglieder. Davon kamen 157 durch den Krieg ums Leben und 50 wurden wegen Wehrdienstverweigerung hingerichtet. Sie waren Märtyrer für ihren Glauben an Gott. Jehovas Zeugen waren die einzige religiöse Gruppe, die sich von Anfang an geschlossen gegen den Nationalsozialismus stellte, und sie waren auch die einzige religiöse Gruppe, die mit einem eigenen Stigma gekennzeichnet waren, dem LILA WINKEL.

Siehe: DIE OPFERGRUPPE

Hermine Liska wird als Zeitzeugin anwesend sein.

Die Abschlussveranstaltung findet im Mai 2014 statt, bei der die Namen von mehr als 90.000 österreichischen Opfern und Regimegegnern auf die Fassade des Flakturms im Augarten projiziert werden.

Veranstalter: Karen Frostig, Ph.D. President and Artistic Director, The Vienna Project, Resident Scholar, WSRC, Brandeis University, Associate Professor, Lesley University

www.theviennaproject.org

memoryplatz.at

„EIN MENSCH IST ERST VERGESSEN, WENN SEIN NAME VERGESSEN IST“

… sagt der Künstler Gunter Demnig, der seit 1992 in über 600 Orten Europas über 40.000 Stolpersteine für die Opfer des Nationalsozialismus verlegt hat. Vor den Wohnorten der Opfer wird am Gehsteig eine kleine Tafel aus Messing in den Gehsteig eingelassen, auf der an ihr Schicksal erinnert wird.

 

„Ich wollte den Namen dorthin zurückbringen, wo das Grauen begann, nämlich in die Wohnungen, wo sie nach Auschwitz abgeholt worden sind“, so Demnig zur Idee des Projekts. Bericht: www.stolpersteine-graz.at

Mahnung für die Zukunft

Die drei ersten Stolpersteine für Zeugen Jehovas in Graz wurden am Samstag, dem 27. Juli 2013 verlegt.

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CÄCILIA REITER JG. 1891, Zeugin Jehovas, verhaftet: 1.12.1939, deportiert: 2.2.1940, KZ Ravensbrück, ermordet: 1942, KZ Auschwitz - Lebensbericht

Stolperstein in: 8052 Graz, Einödstraße 1

ERNST REITER,  JG. 1915, Zeuge Jehovas, verhaftet: 6.9.1938, Gefängnisstrafe wegen Wehrdienstverweigerung, Grafenwöhr/Bayern, interniert: November 1940, KZ Flossenbürg, verstorben: 25.4.2006 -  Lebensbericht

Stolperstein in: 8052 Graz, Einödstraße 1

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KARL ENDSTRASSER,  JG. 1904, Zeuge Jehovas, Kriegsdienstverweigerung: September 1939, zu Tode verurteilt: 21.11.1939, Berlin, hingerichtet: 15.12.1939 in Berlin-Plötzensee – Lebensbericht

Stolperstein in: 8020 Graz, Wienerstraße 53

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Mögen diese Gedenksteine für die Zukunft mahnen und erinnen, dass göttliche Werte über menschlichen Befehlen stehen müssen.

Veranstalter: Verein für Gedenkkultur in Graz, www.stolpersteine-graz.at

Erinnern darf nie enden. Die standhafte Haltung der Zeugen Jehovas gegenüber dem totalitären NS-Regime gründete sich auf christlich-ethische Wertmaßstäbe und soll die heutige Generation veranlassen, über wesentliche Fragen nachzudenken, bei denen es um Toleranz, persönliche Verantwortung sowie Achtung vor dem menschlichen Leben und der Stimme des Gewissens geht.

Auch Zeugen Jehovas in Bretstein

Das KZ-Nebenlager Bretstein war ein Außenlager des KZs Mauthausen und war als “Versuchsanstalt für Ernährung” gegründet worden. Ab Juni 1941 wurden dort mindestens 170 Häftlinge interniert. In der Hauptsache waren spanische Widerstandskämpfer interniert aber auch deutsche und österreichische Zeugen Jehovas. Gemäß Berichten wurden diese im Steinbruch eingesetzt und für den Straßenbau herangezogen.

 

In Archiven scheint eine Überstellungsliste von Häftlingen vom KZ Mauthausen in das KZ-Außenlager Bretstein in der Obersteiermark auf. Dort werden sechs Bibelforscher zur Überstellung angeführt. 3 davon sind Österreicher (Hechenblaikner, Linsbauer und Obrist).
Überstellungsliste Konzentrationslager Mauthausen vom 5. Juni 1943: Veränderungsmeldung für den 4. Juni 1943
Abgang: Nach dem Außenkommando Brettstein wurden überstellt:
1. Glamann Konrad, 12.6.1889, Bibelforscher
2. Hechenblaickner Josef, 25.4.1911, Bibelforscher
3. Linsbauer Leopold, 4.10.1905, Bibelforscher
4. Moreno Lopez Miguel, 11.7.1909, Spanier
5. Munoz Rodriguez Manuel, 7.7.1918, Spanier
6. Müller Richard, 5.9.1905, Bibelforscher
7. Obrist Josef, 15.10.1905, Bibelforscher
8. Rampp Konrad, 29.3.1902, Bibelforscher
9. Sanchez Carraso Antonio, 6.2.1919, Spanier
10. Tomas Ortiz Julio, 31.1.1914, Spanier

 

Veranstalter: Verein KZ-Lager Bretstein, www.gedenkstaette-bretstein.at

 

Es wurde heuer ganz besonders an jene aufrechten, mutigen Frauen und Männer erinnert, die der menschenverachtenden Diktatur der Nationalsozialisten Widerstand leisteten, in dem sie jenen, die aufgrund ihrer politischer Gesinnung, ihrer ethnischen Herkunft, ihrem Anders-Sein verfolgt wurden, halfen oder zu helfen versuchten.

LEOPOLD ENGLEITNER berichtet

Leopold Engleitner: Überlebender des KZ Buchenwald, Niederhagen und Ravensbrück, verstorben am 21. April 2013 im 108 Lebensjahr, berichtet:
In Wewelsburg hatte ich mit den Bauern Kontakt, als ich im Erntekommando arbeiten musste. Es war aber verboten, mit den Bauern zu sprechen. … Eine Bäuerin wollte uns auf das Feld, wo wir arbeiten mussten, etwas zu essen bringen, was strengstens verboten war. Der Postenführer verbot es uns; als die Bäuerin wieder nach Hause gehen wollte, hat er zu ihr gesagt: „Das Essen können Sie schon hier lassen, wir Posten werden es essen.“ Als die Bäuerin das hörte, begann sie zu lachen und hat gesagt: „Das kommt gar nicht in Frage. Die Häftlinge, die arbeiten müssen, dürfen nichts essen und die, die zuschauen, sollen schon essen. Entweder die Häftlinge bekommen auch etwas oder niemand!“ Das war eine resolute Frau und sehr mutig von ihr, denn der SS-Mann hätte sie dafür ins KZ stecken können. Aber der SS-Mann war scheinbar auch sehr hungrig und darum hat er zu ihr gesagt: „Teilen Sie es halt aus!“ Und zu uns Häftlingen hat er gesagt: “Setzt euch nieder und esst!“ Wir waren der Frau sehr dankbar.

 

(Buch v. Bernhard Rammerstorfer: „Im Zeugenstand – Was wir noch sagen sollten“, Leopold Engleitner, Seite 102) www.rammerstorfer.cc

Zusammenhalt unter den Bibelforschern

 

 

 

 

Ernst Reiter bezeichnete das „Galgenhängen“ als den größten Schmerz, den er je in seinem Leben erleiden musste. Normal musste jeder mit seinem Schmerz selbst fertig werden. Der Zusammenhalt der Zeugen im KZ war aber so gut, dass die Glaubensbrüder unter Lebensgefahr Huflattich und Lehm besorgten und ihm auf Schulter und Arme auflegten, damit es für ihn erträglicher wurde.

Eines Tages bekam Ernst Reiter durch das stundenlange Appellstehen eine Lungenentzündung mit hohem Fieber. Er wusste, wenn er in das Krankenrevier ginge, ist  das sein Todesurteil. Doch die Zeugen halfen sich untereinander. Sie haben in dieser Nacht auf ihre eigenen Decken zugunsten von Ernst Reiter verzichtet, organisierten einen Holzbogen und eine Glühbirne und brachten ihn tüchtig zum Schwitzen. So konnte er am nächsten Tag wieder am Appellplatz stehen. Er erwähnte sehr oft, dass ihm seine 23 Glaubensbrüder das Leben retteten.Lebensbericht Ernst Reiter

RAUM DER NAMEN – neue Ausstellung in Mauthausen

Im neuen “RAUM DER NAMEN” werden Namen von über 80.000 Verstorbenen des Konzentrationslagers Mauthausen aufgelistet.

Einige unter ihnen gehörten zu den “Ernsten Bibelforschern” – Zeugen Jehovas. Unter ihnen:

August Kraft, geb. 13.10.1886, gestorben am 1.4.1940 in Mauthausen

Veranstalter: KZ-Gedenkstätte Mauthausen

Eröffnung der Ausstellung “Erinnerung an verfolgte Minderheiten” am Freitag, den 12. April 2013 u  im Holocaust-Museum, Páva utca 39, 1094 Budapest

Geschichtliche Ereignisse in den Augen eines Kunstmalers

Lajos Gerencser wurde 1933 in Ungarn geboren, seit 1956 lebt er in Österreich. Schon in der Kindheit wurde sein Interesse für schöne Gemälde geweckt. Seine Werke zeigte er in über 300 Ausstellungen weltweit.

Portraits von Opfern

Lajos Gerencser war selbst Opfer von qualvollen Erniedrigungen unter der kommunistischen Herrschaft. Wer könnte daher die Situation besser künstlerisch umsetzen als er? In der Ausstellung werden Portraits von Opfern des Holocaust gezeigt. Unter anderem von jüdischen Männern und Frauen und auch von Opfern unter den Bibelforschern.

NEUER FILM über das Leben von LEOPOLD ENGLEITNER

Nach fünfjähriger Arbeit wurde der Film “LEITER in der LÖWENGRUBE” auch der Öffentlichkeit in Österreich  vorgestellt, nachdem die Premiere des englischen Filmes “Ladder in the lions den” im November 2012 in Los Angeles stattfand. Der beeindruckende Lebensbericht des nunmehr fast 108-jährigen Oberösterreichers Leopold Engleitner, der wegen seiner Weigerung Hitler’s System zu unterstützen, insgesamt 6 Jahre und 5 Monate in 3 Konzentrationslagern hinhaftiert war, wurde vom Filmemacher Bernhard Rammerstorfer neu verfilmt. Zeitdokumente und nachgespielte Szenen aus Engleitners Leben zeigen die Standhaftigkeit und den Mut eines einfachen Bauernknechts, sich gegen ein Unrechtssystem zu wehren. Der Verein unterstützte dieses Projekt.

DVD “Leiter in der Löwengrube” Bestellung unter: www.rammerstorfer.cc

Veranstalter: Bernhard Rammerstorfer

Im Zeugenstand – Was wir noch sagen sollten

Zwei beeindruckende Veranstaltungen fanden am 28. Jänner 2012 in Linz und am 29. Jänner in Puchenau statt. Die Zeitzeugen ERNST BLAJS, LEOPOLD ENGLEITNER, JOSEF JAKUBOWICZ, SIMONE LIEBSTER, HERMINE LISKA und RICHARD RUDOLPH nahmen die Einladung von Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer an, um bei der Buchpräsentation “Im Zeugenstand – Was wir noch sagen sollten” persönlich anwesend zu sein und rührten das Publikum durch ihre Lebensgeschichten zu Tränen.

BUCH: Interviews mit Holocaust-Überlebenden und NS-Opfern. Neun Holocaust-Überlebende und NS-Opfer sind in den „Zeugenstand“ getreten, um nachfolgenden Generationen ein Vermächtnis zu hinterlassen. Sie stammen aus fünf Ländern (A, CZ, D, F, USA) und wurden entweder aus rassistischen, politisch-ideologischen oder religiösen Gründen verfolgt. Insgesamt waren sie in 51 verschiedenen Lagern oder Anstalten. Der weltweit einzigartige Fragenkatalog besteht aus 100 Fragen von 61 Schulen und Universitäten in 30 Ländern auf 5 Kontinenten sowie dem United States Holocaust Memorial Museum in Washington DC.

http://www.rammerstorfer.cc/imzeugenstand/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=44&Itemid=67

Foto: Franz Huly

Veranstalter: Bernhard Rammerstorfer

„Hermine Liska – Erziehungsproblem eines Diktators“

Nach fast 70 Jahren kehrte Hermine Liska (geb. Obweger) an den Ort zurück, wo sie als 11-jähriges Mädchen eine schlimme Zeit verbrachte. Damals sollte sie in dem Erziehungsheim der Nationalsozialisten in Waiern zu einem guten und pflichtbewussten deutschen Mädchen umerzogen werden. Hermine verweigerte den Hitlergruß, das Singen patriotischer Lieder und ging nicht zur Hitlerjugend. Hermine weigerte sich standhaft und zeigte, dass es schon Kindern gelingt, nach ihrem Gewissen zu entscheiden.

Der Verein LILA WINKEL hat in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK) die Geschichte von Hermine Liska dokumentiert und lud zur Präsentation der DVD  ein.

Seit dem Jahr 2002 ist Frau Hermine Liska eine vom BMUKK anerkannte Zeitzeugin und besucht jährlich unzählige Schulen in ganz Österreich. Die präsentierte Dokumentation ist ein wertvoller Beitrag dazu Schüler zu Toleranz zu erziehen, und weist darauf hin wie wichtig es ist, nicht zu schweigen wenn Unrecht geschieht.

DVD: Einsatzempfehlung: Geschichte und Sozialkunde (Mittelstufe, Oberstufe), Politsche Bildung (Mittelstufe, Oberstufe) Erwachsenenbildung

Die DVD kann von Schulen über das BMUKK, Abt. Präs 7 – MEDIENSERVICE, medienservice@bmukk.gv.at bestellt werden.

Veranstalter: Verein LILA WINKEL

ZEICHEN SETZEN „Jugend gegen das Vergessen“

Bereits am Samstag, dem 8.5., wurde von der Bundesjugendvertretung gemeinsam mit dem Mauthausen Komitee Österreich ein Workshop unter dem Motto „ZEICHEN SETZEN Jugendliche gegen das Vergessen“ zum diesjährigen Themenschwerpunkt der Befreiungsfeierlichkeiten abgehalten. Im Zuge dessen wurde von den Jugendlichen ein 50m langes Gedenkband gestaltet, das am Sonntag auf der Todesstiege entrollt und anschließend auf den Appellplatz getragen wird. Mit diesem Zeichen traten sie für die Erinnerung und gegen die Verdrängungskultur auf. 10 Jugendliche der „Jungmannschaft – Zeugen Jehovas“ beteiligten sich an diesem Projekt.

„Hermine Liska – Erziehungsproblem eines Diktators“

Der Verein LILA WINKEL hat in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK) die Geschichte von Hermine Liska dokumentiert und lud zur Präsentation der DVD ein.

Seit dem Jahr 2002 ist Frau Hermine Liska eine vom BMUKK anerkannte Zeitzeugin und besucht jährlich unzählige Schulen in ganz Österreich. Die präsentierte Dokumentation ist ein wertvoller Beitrag dazu Schüler zu Toleranz zu erziehen, und weist darauf hin wie wichtig es ist, nicht zu schweigen wenn Unrecht geschieht.

Inhalt der DVD: Kinder und Jugendliche mussten sich fügen, anpassen, einordnen und den Ansprüchen der NS-Ideologie entsprechen. Sie mussten funktionieren. Wer sich auflehnte oder den Gehorsam verweigerte, wurde als schwer erziehbar, asozial und gemeinschaftsfremd eingestuft.

Die 8-jährige Hermine bekam das ganze Ausmaß der Anfeindung des Hitler-Regimes zu spüren. Sie wurde verspottet, von der Schulklasse verwiesen, von Schulaktivitäten ausgeschlossen, man bestrafte sie mit Essensentzug und schlechten Noten im Zeugnis. Da sie auf Grund ihrer religiösen Erziehung als Kind von Zeugen Jehovas gemäß dem Hitler-Regime “nicht funktionierte”, wurde sie den Eltern weggenommen und in zwei nationalsozialistische Erziehungsheime zur Umerziehung gesteckt. Dennoch verweigerte sie den deutschen Gruß, das Singen patriotischer Lieder und den Fahnengruß.

Foto: Mag. Wirtitsch, BMUKK, Hermine Liska

Veranstalter: Verein LILA WINKEL

Für die Welt sind wir lebendig tot, Gedenkveranstaltung Molln, OÖ, 16. Oktober 2009

13 Personen und ihre tragische Geschichte

Die Gemeinde Molln, die Hauptschule Molln und der Verein Lila Winkel luden zu einer Gedenkfeier der NS-Opfer in das Nationalparkzentrum in Molln ein. Vorab erzählte die Zeitzeugin Hermine Liska den Schülern der Hauptschule, wie sie als 11-jähriges Mädchen den Eltern weggenommen und in ein Erziehungsheim gebracht wurde. Die Schüler schrieben beeinduckende Kommentare in das Gästebuch.

Unter den 13 Opfern des NS-Regimes aus Molln sind die Zeugen Jehovas Franz Bichler, Maria Dürnberger, Zäzilia Hauser, Maria Mittenhuber, Cäcilia Mollhuber, Franz Unterbrunner und Josef Unterbrunner. Ihr Glaube, ihr Mut, ihre Überzeugung und ihre Standhaftigkeit bis in den Tod dürfen nicht vergessen werden.

Frau Bürgermeister Renate Rettenegger bringt ihren tiefen Respekt vor jenen Menschen zum Ausdruck, die sich dem NS-Regime widersetzten. Sie sagte:  “Nicht einmal der Tod konnte sie von ihrer Überzeugung trennen. Das können nur im Geiste tiefgläubige Menschen gewesen sein.”

VERÖFFENTLICHUNG Broschüre: FÜR DIE WELT SIND WIR LEBENDIG TOT von Roland & Claudia Donabauer

Präsentation der Broschüre: “Für die Welt sind wir lebendig tot”

60 Jahre nach dem Tod der Opfer unter den Zeugen Jehovas in Molln ist es mehr als angebracht, ihr Leid der Öffentlichkeit vor Augen zu führen. Noch lebt ein Teil ihrer direkten Nachkommen, denen das Schicksal ihrer Väter und Mütter noch bekannt ist, doch mit ihnen werden viele dieser Erinnerungen vergehen. Diese Broschüre wird das Erinnern aufrecht erhalten.

Ein weiterer Schwerpunkt war die Videodokumentation “Standhaft trotz Verfolgung – Jehovas Zeugen unter dem NS-Regime”. Das vom BMUKK im Jahre 1999 als Lehrmittel approbierte Video stellt 12 Zeitzeugen vor, die den Holocaust überlebten.

Ein besonderer Dank gilt den Organisatoren der Veranstaltung: Alexandra und Franz-Michael Zagler.

Veröffentlichungen: Bücher & DVDs

Veröffentlichungen des Vereins LILA WINKEL und weiterführende Literatur

Die unbekannten Judenhelfer

Wie Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus jüdischen Mitmenschen beistanden

Christoph Wilker, 2022

Bisher weitgehend unbekannt, setzten die Zeugen Jehovas während der Zeit des Nationalsozialismus immer wieder ein Zeichen gegen den vorherrschenden Antisemitismus in der Gesellschaft, indem sie als „jüdisch“ verfolgten Personen halfen. In jahrelanger Recherche hat Christoph Wilker dafür Belege gesammelt und stellt nun einige bewegende Einzelschicksale vor, wie das des jungen Berliners Dagobert Lewin, der 1942 bei einer Familie von Zeugen Jehovas Schutz fand.
Seine Recherchen beleuchten eine bisher wenig beachtete Seite des zivilen Widerstands. „In diesem Buch sind Berichte von Zeugen Jehovas zusammengetragen, die ― spät genug ― ein helles Licht auf einen weithin unbekannten Aspekt der Hilfe für Juden und deren Rettung werfen.“ (Prof. Dr. Wolfgang Benz, Historiker, Antisemitismusforscher).

Bestellung bei Amazon: Die unbekannten Judenhelfer, Christoph Wilker
ISBN 978-3862224357

Interview: Hermine Liska

Der Verein ZWEITZEUGEN e.V. macht es sich zur Aufgabe, Zeitzeug*innen des Holocaust kennenzulernen und von ihrem Leben während der Verfolgung im Nationalsozialismus zu berichten.

Aus dem Vorwort:

"Wir übernehmen ihren Auftrag, diese Geschichten zu bewahren, indem wir sie aufschreiben, persönlich weitererzählen ..." Wir sehen uns als zweite Zeug*innen, als Zweitzeug*innen der Lebensgeschichten und möchten an diese Zeit auch dann noch erinnern, wenn es keine Zeitzeug*innen mehr geben wird."

Ausgabe 2020

Kontakt: www.zweitzeugen.de

Email: kontakt@zweitzeugen.de

 

 

Häftling Nr. 1935 Ich lebe noch!

Die Geschichte unseres Vaters Ernst Reiter

Ernestine Dohr-Reiter, Ingrid Portenschlager, Judith Ribic

Herausgeber: Verein LILA WINKEL, 2021

Erst 45 Jahre nach seinen Erlebnissen im Konzentrationslager Flossenbürg begann Ernst Reiter intensiv zu berichten. Es war für ihn nicht leicht, denn beim Erzählen durchlebte er die Qualen noch einmal. Man kann Emotionen nicht ausschalten, man spürt das Erlebte, hört die Schreie der Gefangenen, hört das Gebrüll der SS, der Kapos, nimmt den Geruch von verbranntem Fleisch wahr, empfindet die abgrundtiefe Unmenschlichkeit und Ungerechtigkeit.

Diese Biografie entstand aus einem Holocaust-Video-Dokument, einem Shoah-Interview, persönlichen Gesprächen, schriftlichen Aufzeichnungen von Ernst Reiter sowie Erlebnissen und Erinnerungen seiner Töchter. Sie zeigt, dass es möglich war, die unendliche Kraft aufzubringen, den Glauben zu bewahren und sich einem menschenverachtenden Regime als Bibelforscher/Zeuge Jehovas entgegenzustellen.

ISBN 978-3-200-07630-3

 

Und wieder war ich gerettet

Wie Alex Ebstein die Konzentrationslager Auschwitz, Sachsenhausen und Flossenbürg überlebte und zu einem erfüllten Leben fand

von Christoph Wilker

Alex Ebstein lernte schon früh in seinem Leben, nicht aufzugeben. Er musste das lernen, sonst wäre er verloren gewesen. Selbst im Konzentrationslager Auschwitz war er immer davon überzeugt, die Hitlerzeit zu überleben. Im Konzentrationslager Flossenbürg befürchtete er, den Steinbruch nicht zu überleben.

Alex kam 1926 in einer jüdischen Familie zur Welt und wurde mit sechs Jahren eingeschult. Er kam in eine Gemeinschaftsschule für Kinder aus Familien, die anderen Konfessionen als der evangelischen oder der katholischen, angehörten. “In der Schule verspürte ich keinen Hass. Wir Juden wurden normal behandelt. Das änderte sich auch nicht, als Hitler 1933 an die Macht kam”, erinnerte sich Alex. Er bezeichnete sein Elternhaus als jüdisch-liberal. Doch es kam – wie allgmein bekannt – Verweis von der öffentlichen Schule, Verlust von Arbeit und Wohnung, Judenstern, Deportation. Die Fahrt nach Auschwitz waren die letzten Stunden, die Alex mit seiner Mutter verbrachte.

Im Konzentrationslager Sachsenhausen hatte Alex das erste Mal von den “Bibelforschern” gehört. Doch erst im KZ Flossenbürg kam es zu einer ersten persönlichen Begegnung mit einem Mitglied. Alex traf den Ukrainer Daniel Budakowsky. Das war der Wendepunkt in seinem Leben.

ISBN: 978-3-86222-315-2 zu bestellen bei amazon

Ich bleibe fest

Jehovas Zeugen in Techelsberg am Wörthersee während des Nationalsozialismus

Broschüre: 2017, 78 S.

Hrsg. Verein Lila Winkel, Heide und Bernd Gsell/Peter Stocker/Greg Wohlfahrt

Am 19. Mai 2017 wurde in Techelsberg im Rahmen einer Feier eine Gedenktafel für 5 Opfer des nationalsozialistischen Regims enthüllt. Johann Stossier, Anton Uran, Gregor Wohlfahrt sen., Gregor Wohlfahrt jun. und Willibald Wohlfahrt wurden auf einem Kriegerdenkmal in Techelsberg bis dahin als “vermisst” erklärt.

Die Lebensgeschichten dieser 5 Opfer und anderen Mitgliedern der Glaubensgemeinde Techelsberg werden in der neuen Broschüre erzählt.

Informationen über den Verein unter KONTAKT

Ich hatte eine gerade Linie, der ich folgte

Die Geschichte von Rita Glasner, einem Bibelforscherking im "Dritten Reich"

von Christoph Wilker

Rita Glasner war drei Jahre alt, als Hitler Reichskanzler wurde. Mit sieben erlebte sie, wie die Gestapo ihre Eltern verhaftete und ihren Vater folterte. Als Kurierin transportierte sie verbotene Schriften der Zeugen Jehovas. Mehrere Monate war Rita völlig auf sich allein gestellt. Mit 14 wurde sie Zeugin eines dramatischen NS_Prozesses gegen ihre Mutter. Sie bewies Durchhaltevermögen und Prinzipientreue.

ISBN 978-3-86222-165-3

Gerhard Steinacher: Schießen kann ich nicht

Herausgeber: Verein LILA WINKEL

Zum Gedenken an Gerhard Steinacher, der am 30. März 1940 vom NS-Regime wegen Wehrdienstverweigerung hingerichtet wurde, brachte der Verein LILA WINKEL eine DVD über das Leben von Gerhard Steinacher heraus.

Gerhard Steinacher war hingerichtet worden. Der 19-Jährige verweigerte seinen Gehorsam dem diktatorsichen, menschenverachtenden Hitlerregime. Aus Gewissensgründen lehnte er den Wehrdienst ab und griff – obwohl mit dem Tode bedroht – nicht nur Waffe. Er wurde, weil er der Stimme seines Gewissens folgte und den Frieden und die Nächstenliebe lebte, als Regimefeind, asoziales Element, Volksfeind und Landesverräter bezeichnet.

Nach seinem Tod wurden ein paar Habseligkeiten und Briefe von Berlin-Plötzensee an die Eltern nach Wien zurückgesandt. Dann ruhte der Fall. Als die Mutter 1976 als letztes Familienmitglied starb, wurde in der Wohnung eine kleine Schachtel gefunden. Der Inhalt: einige Fotos der Familie und sorgsam gechlichtete Briefe. Briefe, die die Eltern zur Glaubensstärkung nach Berlin gesandt hatten und Briefe, die Gerhard aus dem Gefängnis nach Wien schickte, mit seinen kleinen und großen Sorgen, mit der Schilderung des Laufes der Dinge, mit seinen Zweifeln und Ängsten aber auch mit dem stets stärker werdenden Glauben und der Erklärung: “Schießen kann ich nicht!”
Seine Geschichte gibt es nun auf DVD.

Zu bestellen unter KONTAKT 

Erscheinungsjahr: 2015

Buch zur DVD: Gerhard Steinacher – Er starb für Gottes Ehre, Gyula Varga, 1998

DVD: Leiter in der Löwengrube - Leopold Engleitner

FILM über das Leben von LEOPOLD ENGLEITNER

Nach fünfjähriger Arbeit wurde der Film “LEITER in der LÖWENGRUBE”  der Öffentlichkeit in Österreich  vorgestellt. Der beeindruckende Lebensbericht des Oberösterreichers Leopold Engleitner, der wegen seiner Weigerung Hitler’s System zu unterstützen, insgesamt 6 Jahre und 5 Monate in 3 Konzentrationslagern hinhaftiert war, wurde vom Filmemacher Bernhard Rammerstorfer neu verfilmt. Zeitdokumente und nachgespielte Szenen aus Engleitners Leben zeigen die Standhaftigkeit und den Mut eines einfachen Bauernknechts, sich gegen ein Unrechtssystem zu wehren.

Der Verein unterstützte dieses Projekt.

Leopold Engleitner wurde fast 108 Jahre alt. Er starb am 21. April 2013. Möge der Film an sein mutiges Verhalten noch Jahrzehnte erinnern.

DVD “Leiter in der Löwengrube” Bestellung unter: www.rammerstorfer.cc

Leopold Engleitner

Taking the Stand - We have more to say

Bernhard Rammerstorfer

 

IM ZEUGENSTAND – was wir noch sagen sollten

Bernhard Rammerstorfer

Das Buch: Im ZEUGENSTAND enthält Interviews mit Holocaust-Überlebenden und NS-Opfern.

Neun Holocaust-Überlebende und NS-Opfer – ERNST BLAJS, LEOPOLD ENGLEITNER, JOSEF JAKUBOWICZ, SIMONE LIEBSTER, HERMINE LISKA und RICHARD RUDOLPH – sind in den „Zeugenstand“ getreten, um nachfolgenden Generationen ein Vermächtnis zu hinterlassen. Sie stammen aus fünf Ländern (A, CZ, D, F, USA) und wurden entweder aus rassistischen, politisch-ideologischen oder religiösen Gründen verfolgt. Insgesamt waren sie in 51 verschiedenen Lagern oder Anstalten.

Der weltweit einzigartige Fragenkatalog besteht aus 100 Fragen von 61 Schulen und Universitäten in 30 Ländern auf 5 Kontinenten sowie dem United States Holocaust Memorial Museum in Washington DC.

Buch: zu bestellen bei http://www.rammerstorfer.cc/

Für alles bin ich stark durch den, der mir Kraft verleiht

Autorin: Gerti Malle
Buch, 2011
http://www.kitab-verlag.com/

In Kärnten wurden über 70 Zeugen Jehovas Opfer des Nationalsozialismus, von denen 20 nicht überlebten. Männer wurden wegen Wehrdienstverweigerung hingerichtet oder in Konzentrationslager deportiert. Franz Wohlfahrt berichtet über sein Martyrium im Lager. Sein Vater und jüngerer Bruder wurden wegen Wehrdienstverweigerung hingerichtet. Selbst Kinder waren von der Verfolgung betroffen. Hermine Liska erzählt, wie sie als 11-jähriges Mädchen ihren Eltern weggenommen und in Umerziehungsheimen untergebracht wurde. Frauen, die den „Hitler-Gruß” verweigerten, kamen in Gefängnisse oder Konzentrationslager. Dieses Schicksal erfuhr Katharina Thaller, die ins KZ Ravensbrück verschleppt wurde und dort zwei Jahre Zwangsarbeit leistete.

Historische Bilder, Dokumente und Erinnerungen von 38 Familien ergeben ein umfassendes Bild einer verfolgten Minorität, die bisher kaum Aufmerksamkeit erfahren hat.

Ein Schwerpunkt bildet der Umgang mit den Erlebnissen in dieser Zeit. Im Mittelpunkt steht die Frage: Was gab den Zeugen Jehovas in dieser Situation Kraft? Fokussiert werden Verstehbarkeit und Bedeutsamkeit, welche eine Rolle bei der Bearbeitung von Traumata spielen. Diese Dimensionen spiegeln sich auch in einem biblischen Leitgedanken der Zeugen Jehovas wider: „Für alles bin ich stark durch den, der mir Kraft verleiht” (Philipper 4:13).

Gerti Malle, geb. 1974, Dr. phil., Studium Pädagogik und Psychologie in Klagenfurt und Australien. Im Zentrum ihres Forschungsinteresses stehen die kulturellen Identitäten.

Buch: Kraft, die über das Normale hinausgeht

Alfred Ludwig Hillinger

Zeugnisse unerschütterlichen Glaubens

Lebensberichte von: Alois Moser, Maria Moser und Hubert Mattischek

“Die historische Forschung gleichwohl wie die KZ-Opferverbände haben das Schicksal der Zeugen Jehovas in der NS-Zeit bis in die 90-er Jahre vernachlässigt. Als Opfergruppe fanden sie bis heute nicht die gebührende Würdigung und ihren Platz in der Erinnerungskultur an die Opfer des Nationalsozialismus. Es bleibt zu wünschen, dass möglichst viele Menschen das Buch lesen werden, denn aus der kompromisslosen Einstellung der Zeugen Jehovas dem Nationalsozialismus gegenüber lassen sich durchaus auch Verhaltensmaximen für die Gegenwart ableiten. Die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas hat unter Beweis gestellt, dass es trotz eminentem Verfolgungsdruck und Bedrohung des Lebens möglich ist, einem nach totalitärer Macht strebeneden, verbrecherischen Regime die Gefolgschaft zu verweigern. “/Aus dem Vorwort von Dr. Wolfgang Quatember KZ-Gedenkstätte Ebensee

Verein Chronik Rublic 1999

zu bestellen über Verein LILA WINKEL: unter KONTAKT

DVD: Hermine Liska - Erziehungsproblem eines Diktators

DVD in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur.

Einsatzempfehlung des bm:ukk

  • Geschichte und Sozialkunde (Mittelstufe, Oberstufe)
  • Politsiche Bildung (Mittelstufe, Oberstufe)
  • Erwachsenenbildung

Kinder und Jugendliche mussten sich fügen, anpassen, einordnen und den Ansprüchen der NS-Ideologie entsprechen. Sie mussten funktionieren. Wer sich auflehnte oder den Gehorsam verweigerte, wurde als schwer erziehbar, asozial und gemeinschaftsfremd eingestuft.

Die 8-jährige Hermine bekam das ganze Ausmaß der Anfeindung des Hitler-Regimes zu spüren. Sie wurde verspottet, von der Schulklasse verwiesen, von Schulaktivitäten ausgeschlossen, man bestrafte sie mit Essensentzug und schlechten Noten im Zeugnis. Da sie auf Grund ihrer religiösen Erziehung als Kind von Zeugen Jehovas gemäß dem Hitler-Regime “nicht funktionierte”, wurde sie den Eltern weggenommen und in zwei nationalsozialistische Erziehungsheime zur Umerziehung gesteckt. Dennoch verweigerte sie den deutschen Gruß, das Singen patriotischer Lieder und den Fahnengruß.

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Jehovas Zeugen im KZ Mauthausen – Widerstand aus religiöser Überzeugung

von Heide Gsell und Timon Jakli

Etwa 450 ZeugInnen aus ganz Europa waren im Konzentrationslager Mauthausen und seinen Nebenlagern interniert. Ihre Lebens- und Haftbedingungen, aber auch die Formen des Überlebens und Widerstands im Lager werden anhand von Dokumenten und Erinnerungsberichten ehemaliger Häftlinge aufbereitet. Ausgewählte Biographien vermitteln ein umfassenderes Bild über das Leben und die Verfolgung der damaligen BibelforscherInnen, deren tragischen Endpunkt die Haft in Mauthausen oft darstellte.

Die Zeugen Jehovas blieben auch unter Extremverhältnissen ihren aus der Bibel entnommenen Grundsätzen treu und handelten gemäß ihrem Gewissen. Sie schöpften daraus die nötige Kraft zum gewaltlosen Widerstand gegen das NS-Regime und zur Bewahrung ihrer Integrität.

Broschüre 48 Seiten, 2009

Für die Welt sind wir lebendig tot

Für die Welt sind wir lebendig tot – Jehovas Zeugen aus Molln widerstehen dem NS-Regime

Roland & Claudia Donabauer

Aus 9 Namen wurden Menschen

Neun Namen standen im Jahr 2000 am Anfang unserer Recherchen. Neun Namen – keine Gesichter, keine persönlichen Angaben und nur geringfügiges Wissen über die Leiden der durch die NS-Gewaltherrschaft Verfolgten – ließen unseren Auftrag, für das Geschichtsarchiv von Jehovas Zeugen in Wien nähere Informationen über diese Personen zu sammeln, zunächst leicht und oberflächlich erscheinen.

Doch bereits die ersten Gespräche mit den Kindern der Verfolgten offenbarten deutlich, welch tiefe Spuren die Verschleppung der Eltern bei ihnen hinterlassen hatten. Das große Unrecht, das diesen unschuldigen Familien zugefügt wurde, kam deutlich zutage und motivierte uns, ihr Schicksal ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Außerdem wollten wir den Hinterbliebenen helfen, mehr über das größtenteils unbekannte Geschick ihrer Mütter und Väter in den Konzentrationslagern zu erfahren.

Durch weitere Gespräche erfuhren wir Genaueres über ihren Charakter, ihre Lebensumstände und wie ernst sie ihren Glauben genommen hatten. Fotografien veliehen den Verfolgten ein Gesicht und Recherchen bei diversen Ämtern und Gedenkstätten ergänzten unsere Informationen. Aus den neun Namen wurden Menschen, die uns immer vertrauter wurden! Roland und Claudia Donabauer

Broschüre 88 Seiten, 2009

Bernhard Rammerstorfer:

Ungebrochener Wille - der außergewöhnliche Mut eines einfachen Mannes - Leopold Engleitner, geb. 1905

Fast 60 Jahre lang verschollene Briefe Engleitners aus der Gefangenschaft, Originalprotokolle und KZ-Tatsachenberichte sowie beinahe 100 Jahre zurückliegende traumatische Kindheitserlebnisse vereinen sich zu einem beeindruckenden Zeitzeugnis.

Der einfache Bauernknecht brachte den außergewöhnlichen Mut auf, seinem Gewissen zu folgen und den Dienst in Hitlers Armee zu verweigern. Er grüßte nicht mit "Heil Hitler". In drei Konzentrationslagern ertrug er unbeschreibliches Leid und magerte auf 28 Kilo ab. Nichts und niemand konnte seinen Willen brechen. Eine Unterschrift hätte genügt und er wäre frei gewsen, aber er gab seine religiöse Überzeugung als Zeuge Jehovas nicht auf. Nie verlor er seinen Optimismus.

 

ISBN 978-3-9502462-0-9

Buch, erw. Auflage, 2011
http://www.rammerstorfer.cc

Geschichte(n) ins Leben holen - die Bibelforscherinnen des Frauenkonzentrationslagers St. Lambrecht, Steiermark

Anita Farkas

Im Mai 1943 wurde im beschlagnahmten Benediktinerstift St. Lambrecht ein Frauenkonzentrationslager errichtet. In diesem Nebenlager der Konzentrationslager Ravensbrück und Mauthausen mussten 23 Bibelforscherinnen Zwangsarbeit leisten. Für die aus Österreich, Deutschland, Polen, Belgien und Holland stammenden frauen war dieses "Arbeitslager der SS" die letzte Station einer oft jahrelangen Odyssee durch verschiedene Konzentrationslager des Dritten Reichs.

2004

ISBN 3-9500971-6-3

Unbroken Will - Leopold Engleitner - The Extraordinary Courage of an Ordinary Man

The Story of Nazi Concentration Camp Survivor Leopold Engleitner, born 1905

 

In tiefer Nacht beginnt der Morgen - Franz Wohlfahrt überlebt den NS-Terror

von Lieselotte Wölbitsch

Franz Wohlfahrt erzählt ein Stück verschwiegener Geschichte, eine Geschichte, die er mit einer relativ kleinen Gruppe von Leidens- und Glaubensgenossen teilte. Es ist die Rede von den Kärntner Zeugen Jehovas, die von den Nazis erbarmungslos verfolgt, gefoltert und ermordet wurden.

ISBN 978-3-7086-0957-7

Verlag Mohorjeva Hermagor, 2000

Gerhard Steinacher – Er starb für Gottes Ehre

Gyula Varga

Er starb für Gottes Ehre – Wie der Mensch und die Akte Gerhard Steinacher vernichtet wurde

Gewidmet – all den jungen Menschen und ihren Müttern und Vätern, die für Ideale und Prinzipien eintreten

Gyula Varga, der selbst die Brutalität eines Gewaltregimes erlebte und 1956 von Ungarn nach Österreich geflohen ist, hat sich des Nachlasses von Gerhard Steinacher angenommen. Eine hervorragende Dokumentation von Glaubenwerken des 19-jährigen Gerhard Steinachers ist daraus entstanden.

Im Buch angeführt sind 19 Briefe und der Abschiedsbrief, den Gerhard aus dem Gefängnis an seine Eltern nach Wien schrieb.

Lebensbericht Gerhard Steinacher

Verleger und Herausgeber: SchKK, Schachendorfer Kulturkreis, 1998

Buch vergriffen

Vorwissenschaftliche Arbeiten

Schülerarbeiten folgen in Kürze...

Stolpersteine & Gedenktafeln

Datum Name Anschrift Ort Bundesland Link
13.11.2023 Delacher Helene Gemeindeamt Leisach 10 Leisach Tirol/Osttirol
08.05.2023 Wagner Alois Untere Hauptstraße 24 St. Ruprecht an der Raab Steiermark Lebensbericht Wagner Alois
07.09.2022 Heider Rupertus Karlauergürtel 24 Graz Steiermark Bericht auf stolpersteine-graz.at
23.10.2021 Schunko Johanna Grüne Gasse 43 Graz Steiermark -
23.10.2021 Siak Olga, geb. Haring Grüne Gasse 43 Graz Steiermark -
22.10.2020 Korb Franz Baiernstraße 14 Graz Steiermark -
22.10.2020 Korb Franz Baiernstraße 14 Graz Steiermark -
19.10.2020 Tschoggl Maximilian Kerpelystraße 21 Leoben Steiermark -
19.10.2020 Tschoggl Franz Kerpelystraße 21 Leoben Steiermark -
19.10.2020 Tschoggl Rudolf Kerpelystraße 21 Leoben Steiermark -
16.08.2016 Moser Johann Reininghausstraße 50 a Graz Steiermark -
27.07.2013 Reiter Cäcilia Einödstraße 1 Graz Steiermark -
27.07.2013 Reiter Ernst Einödstraße 1 Graz Steiermark -

Verein zur Rehabilitierung und Unterstützung von Opfern der NS-Zeit - beschäftigt sich seit 1998 mit der Dokumentation und Aufarbeitung des Schicksals unschuldiger Opfer.

ZVR-ZL: 848 301 405

 

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